“Über|Gabe” mit Florencia Almirón im Kunstverein Hildesheim

Aspekte des Schenkens, Bereitstellens und des Tauschens

Für das zweiteilige Projekt “Über|Gabe: Angebot, Austausch und Gegenseitigkeit als künstlerische Strategie” hat der Kunstverein Hildesheim Positionen eingeladen, die Aspekte des Schenkens, Bereitstellens und des Tauschens thematisieren. In der Ausstellung “Über|Gabe” vom 29. Oktober bis 17. November 2011 präsentieren acht Künstler Installationen, Videos, Fotografien, Performances und Künstlergespräche zum Thema.

Im Gegensatz zur ökonomischen Transaktion, die durch den Tausch von Geld gegen Ware abgeschlossen wird und keine Erwiderung nach sich zieht, erscheint das Geschenk jenseits ökonomischer Logiken prinzipiell unbezahlbar und kann nur durch ein Gegengeschenk erwidert werden. Der Austausch von Gaben basiert folglich auf intersubjektiven Prinzipien. Ausgehend von der Ebene direkter zwischenmenschlicher Interaktion soll im Rahen von “Über|Gabe” über die gesellschaftlichen Implikationen des Gabentauschs nachgedacht werden. Dem zugrunde liegt die Annahme, dass der Austausch von Geschenken auf komplexen Strukturen sozialer Systeme wie Machtverhältnisse, Intentionen, Konventionen, Abhängigkeiten und Geltungsbedürfnisse referiert.

In der Ausstellung “Über|Gabe” im Oktober präsentiert der Kunstverein Hildesheim das Thema in Form künstlerischer Beiträge. Den Auftakt des Projekts bildete im Juli 2011 das “Gastmahl”, ein diskursives Begegnungsformat, bei dem sich Künstler, Kunsttheoretiker und Gäste zum Thema des Gebens, Nehmens und Erwiderns in Kunst und Leben austauschten. Während des Ausstellungszeitraums vom 29. Oktober bis 17. November werden nun dieselben Künstler sowie zusätzliche Positionen im Kehrwiederturm Installationen, Videos, Fotografien, Performances und Künstlergespräche präsentieren.

Die Installationen “Just another ordinary day” von Julia Dick und “Schenk mich” von Katharina Sandner fordern den Betrachter zum aktiven Austausch mit seinem Umfeld heraus. Die für ihre partizipativen Performances bekannten Künstlerinnen haben ihre Solo-Arbeiten eigens für “Über|Gabe” entwickelt. Das Video der Intervention “I just want to give you money” des Medienkünstlers Iván Argote thematisiert das Misstrauen gegenüber der “milden Gabe”. Die junge argentinische Künstlerin Florencia Almirón hingegen arbeitet in ihren Fotografien mit dem Farb- und Formenreportoire von Gabentischen und Geschenkverpackungen.

In seinem Projektbüro am Ostertor 12 zeigt Markus Gustav Brinkmann fünf Arbeiten unter dem Titel “Keine gute Tat”. Jede einzelne und alle zusammen sind das Angebot an die Bürger und Bürgerinnen, ihm Geld zu geben. Markus Gustav Brinkmann hat beobachtet, dass es der höchste Wert unserer Gesellschaft ist, möglichst viel Geld für möglichst wenig Gegenleistung zu bekommen. Artifiziell überspitzt Markus Gustav Brinkmann diesen Zustand, indem er die Gegenleistung auf Null setzt. Markus Gustav Brinkmann nimmt nur noch. Dafür ist ihm jede Begründung recht.

Foto:

Florencia Almirón, “Banquet woman”, 2007.

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