Slammen und Debattieren

“Deutsch mit Herz und Verstand” in der Deutschen Schule Ballester


Zum ersten Mal debattierten und slammten 60 Schüler aus 25 deutschen Schulen aus Argentinien, Paraguay, Ecuador und Chile am 20. Oktober 2012 an der Deutsche Schule Villa Ballester in Buenos Aires. Vor 200 begeisterten Zuschauern gewannen Carolin Glatzle aus Filadelfia, Ines Sawatzky aus Loma Plata, Juliane Dürksen aus Asunción und Melissa Medina aus Cuenca in der Kategorie Debattieren und Mariela Faría aus El Dorado im Poetry Slam.

Kreativität war Trumpf beim Poetry Slam. Sie feixen, sie schreien, sie zittern, sie fallen auf die Knie – Text und Performance sind alles beim Poetry Slam. Alleine am Mikro vor 200 Zuschauern in der Aula Magna der Schule und das in einer fremden Sprache: Es braucht viel Mut und Kreativität, um sich dieser Aufgabe zu stellen. Der Organisator des Poetry Slam, Bernd Gockel, war voll des Lobes über die jungen Slammer: “Poetry Slam ist denken, dichten und inszenieren. Die Schüler haben mit ihren eigenen Texten auf Deutsch gelacht, geweint und gewütet und so die Vielfalt der deutschen Sprache kennengelernt. Jeder kann auf seinem Niveau mitmachen – das Ergebnis ist beeindruckend.”

Die Themen der selbstgeschriebenen Texte waren so vielfältig wie die Reaktion der Zuschauer. Sie ließen sich von poetischen Texten verzaubern, folgten gespannt den inneren Monologen oder identifizierten sich mit den persönlichen Erlebnissen und Abenteuern der Vortragenden. Ob es um Schokokekse, die Hölle oder ein Gespräch mit Gott ging, die Zuschauer verfolgten gebannt die Darbietungen der jungen Slammer.

Den meisten Applaus und die höchsten Wertungen der internationalen Jury erhielt Mariela aus El Dorado mit einem Text über Argentinien. Wie kam sie auf das Thema ihres Textes? “Es ist mein Land, ich will verstehen, was hier passiert, wie wir alle beteiligt sind. Das wollte ich in meinem Text zum Ausdruck bringen.”

Die Schulleiterin des Insituto Ballester, Susanne Lutz, hob besonders die Ausgewogenheit des Wettbewerbs hervor: “Wir fördern nicht nur die Kreativität, sondern mit dem Debattierwettbewerb auch die Analysefähigkeiten der Jugendlichen. Denn nur mit Herz und Verstand können die Schüler die deutsche Sprache so gut erlernen, wie wir es heute von allen gehört haben.”

Verstand ist besonders bei der Debatte gefordert. Sie zitieren Statistiken, analysieren die Zustände in verschiedenen Ländern, gehen aufeinander ein und wollen sich doch argumentativ übertrumpfen. Die hohe Kunst des Debattierens will gelernt sein. In einer spannenden und profunden Debatte zur Fragestellung “Soll die Anzahl der Autos auf eins pro Familie beschränkt werden?” erreichten Juliane, Melissa, Ines und Carolin das Finale. Nach drei anstrengenden Runden entschieden sich dann die Finalistinnen, auf die Austragung des Finales zu verzichten, und alle wurden zu Siegerinnen erklärt. Trotzdem gaben sie noch eine Kostprobe ihres Könnens mit einer spontanen Fun-Debatte zum Thema, ob auch Männer Stöckelschuhe tragen sollten.

“Wir waren einfach zu erschöpft, um noch einmal gegeneinander anzutreten. Jede hatte es verdient zu gewinnen. Jetzt sind wir alle gemeinsam froh, und das ist eigentlich auch am Schönsten”, kommentierte Siegerin Melissa aus Ecuador, die erst seit zwei Jahren Deutsch lernt, den Wettbewerb.

Froh ist auch Organisator Bernd Buchholz: “Im Oktober 2011 entstand die Idee, einen internationalen Wettbewerb auszurichten. Wir haben unsere persönlichen Kontakte auf dem Kontinent genutzt, hätten aber nie erwartet, dass so viele Schüler und Lehrer unserer Einladung folgen würden. Es ist schon überwältigend zu sehen, wie aus einer kleinen Idee ein solch großer Wettbewerb erwächst.”

Doch der Wettbewerb ist nicht alles, die Vernetzung von Schülern und Lehrern auf einem großen Kontinent ist immens wichtig. “Für mich war es unglaublich spannend, mit anderen Jugendlichen über meine Erfahrungen in einer deutschen Schule zu sprechen. Es ist ein großartiger Anknüpfungspunkt, weil sich unsere Erfahrungen in vielen Fällen sehr ähneln”, fasst Charlotte aus Valparaíso ihre Eindrücke zusammen.

Im nächsten Jahr werden dann andere Schüler mit anderen Texten und anderen Argumenten nach Buenos Aires kommen, um Deutsch mit Herz und Verstand zu leben, denn “einen solchen Wettbewerb darf es nicht nur einmal geben, nach dem Wettbwerb ist vor dem Wettbewerb! Wir freuen uns schon auf 2013”, sind sich Schulleiterin und Organisatoren einig.

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