Mit Humor gegen die Einsamkeit

Julieta Arroquys “Ofelia” zeigt, dass man mit den meisten Sorgen nicht alleine ist

Von Laura Wagener


Rotes Kleid, graue Stiefel, Pagenkopf. So sieht sie aus, Julieta Arroquys “Ofelia” – die junge Dame, die vor allem viele Frauen als Sprachrohr ihrer Seele empfinden.
Ofelia ist eine Frau im Mädchenkörper und beschäftigt sich seit ihrer “Geburt” 2011 mit den Dramen, Problemen und Gedanken der Frauenwelt. Ihr Themenspektrum umfasst dabei natürlich die Liebe und ihre Komplikationen, weitet sich aber zunehmend auch auf alltägliche Fragen aus.

Die 1974 in Bahía Blanca geborene Arroquy zeichnete Ofelia erstmals auf der Präsentation ihres ersten Buches “Oh no! Me enamoré” (Oh nein! Ich bin verliebt!). Bis dato malte sie immer einfache Gegenstände, die durch einen humoristischen Beisatz in Szene gesetzt wurden. Inspiriert von Gustavo Salas, der jedem Leser sein Buch mit einer kleinen persönlichen Comic-Figur signiert, dankte beim Signieren von “Oh no! Me enamoré” auf einmal Ofelia den Fans. Nun ist Anfang dieses Jahres Ofelias erstes eigenes Buch “Ofelia 1” erschienen.

Ofelia gibt selbstbewusst den Gedanken und Ängsten der weiblichen Lebenswelt Stimme, die uns normalerweise zu neurotisch erscheinen, um sie laut auszusprechen, heimlich dann aber doch an uns nagen. Sie äußert sich unter anderem zu Themen wie der Liebe im Leben einer Frau, der Angst vor Einsamkeit, dem sozialen Druck der so genannten biologischen Uhr, Beruf und Unabhängigkeit. Bei der Reflexion ihrer Gedanken ist das Comicmädchen dabei auf eine Weise ehrlich und unarrogant, welche offenbar großen Anklang findet.

“Ich bin wirklich eine dankbare Tochter des Internets”, sagt Arroquy. “Ofelia hat sich vor allem über Facebook verbreitet. Mittlerweise sind es bereits über 52.000 Menschen, die ihren Weg begleiten!” Die vielen Kommentare und “Likes” der entwaffnend ehrlichen Zeichnungen bei Facebook erzeugen ein Gefühl von Gemeinschaft – offenbar gibt es noch 600 andere Personen, die sich ebenfalls mit einem bestimmten Gedanken Ofelias identifizieren können. Man ist also wohl doch nicht so neurotisch, wie man dachte.

Ist Ofelia eine feministische Figur? “Ich möchte sie eigentlich nicht in die Feministinnen-Schublade stecken”, so Arroquy. “Ich denke, wir Frauen beschäftigen uns viel mit ähnlichen Themen, und Ofelia äußert sich in diesen wichtigen Themenbereichen. Das können z.B. geschlechterspezifische Gewalt oder Personenhandel, aber auch die Existenz von Gott, Familienkonstellationen etc. sein. Sie ist insofern Feministin, als dass sie die Rechte und Garantien beider Geschlechter unterstützt und hier gegen die sozial und kulturell vererbten geschlechtstypischen Erwartungen an die Frau kämpft.”

Richtet sich Ofelia nur an Frauen? “Ich denke eigentlich nicht darüber nach, an wen ich mich richte… Nun ja, Ofelia ist eine Figur, die fühlt, wie sie fühlt. Am Ende ist sie natürlich weiblich, genau wie ich, ihre Autorin, weiblich bin, man kann ja nicht dem entkommen, was man ist. Dennoch glaube ich, dass Ofelia oftmals universale Gefühle zeigt. Wem wurde noch nie das Herz gebrochen oder wer war noch nie traurig, enttäuscht oder alleine? Ihre spezifische Art des Leidens und Dramatisierens kommt natürlich von der archetypisch weiblichen Seite, aber ich hoffe doch, dass wir alle über Ofelia lachen können. Nicht nur die Frauen.”

Mehr über Ofelia finden Sie auf im Blog von Julieta Arroquy und bei Facebook. “Oh no! Me enamoré” und “Ofelia 1” sind beim Verlag Ediciones de La Flor erschienen.

Fotos von oben nach unten:

Julieta Arroquy.
(Foto: Marina Bobba)

“Wie ist es bloß möglich, dass ein Windelträger wie Du das Leben so vieler Leute derart durcheinanderbringen kann!!!”·

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