Serie der Superlative

Game of Thrones: Wie eine Fantasy-Serie die Welt erobert

Von Meike Michelmann gen. Lohmann

Emmy Nominations
“Valar Morghulis!” – “Alle Männer müssen sterben!” heißt die Losung, die in Hochvalyrisch, einer Sprache aus der Welt von “Game of Thrones” verfasst wurde. Die zwei Worte werden in George R. R. Martins Bücher-Epos und der filmischen Adaption nicht nur häufig als Begrüßung verwendet, ihre Bedeutung kann man auch als roten Faden der Fantasy-Reihe verstehen. Denn gestorben wird viel in und um Westeros, dem Hauptschauplatz der Geschichte.

Dieser in vielen Dingen mittelalterlich anmutende Kontinent unterteilt sich in sieben Königreiche, die von der Hauptstadt Kings Landing aus regiert werden. Dort herrscht der König auf dem Eisernen Thron, einem martialischen Ungetüm, geschmiedet aus den Schwertern getöteter Feinde. Doch um die Frage, wer rechtmäßig auf diesem Thron Platz nehmen darf, ist ein erbitterter und blutiger Kampf ausgebrochen.

Mehrere der altehrwürdigen Familien in Westeros erheben Anspruch auf den Thron und sehen ihre Anführer als rechtmäßige Könige. Darunter die skrupellosen Lannisters, die reich an Gold, aber arm an Mitgefühl sind. Oder die letzte Überlebende der Targaryens, eines der ehemals größten Häuser und Herrscher über die Drachen.

Doch der Machtkampf um den Eisernen Thron ist nicht das größte Problem. “Der Winter naht” ist nicht nur der Wahlspruch des altehrwürdigen Hauses der Starks von Winterfell, sondern kündigt auch eine reale Gefahr an. In Westeros gibt es keine normalen Jahreszeiten. Nach einem langen, heißen Jahrzehnt stehen die Königreiche kurz vor dem Einbruch eines schrecklichen Winters.

Die Starks sind die Herrscher des Nordens und haben ihren Sitz nicht weit entfernt von einer riesigen Mauer aus Eis. Diese schützt seit Jahrtausenden das Königreich vor den Wesen jenseits der Mauer. Dahinter warten Riesen, barbarische Wildlinge, weiße Wanderer – Un-tote, die sich von Menschen ernähren – und weitere Schrecken. Durch den nahenden Winter wird das Böse immer stärker und der Schutz der Mauer zusehends brüchiger.

Legaler und illegaler Spitzenreiter

Das ist nur eine grobe Skizze des an Komplexität kaum zu überbietenden Fantasy-Epos des US-amerikanischen Autors George R. R. Martin. Tolkiens Mittelerde wirkt daneben geradezu niedlich. Das erste Buch der mittlerweile 6-teiligen Saga wurde 1996 veröffentlicht. 2011 folgte dann die filmische Adaption von “Die Herren von Winterfell” in Form einer Serie. Seitdem fiebern die Menschen rund um den Globus jeder neuen Staffel entgegen. Die mittlerweile fünf Staffeln gehören zu den erfolgreichsten Sendungen aller Zeiten. Die Erstausstrahlungen der einzelnen Folgen beim US-Sender HBO hatten mehr als 18 Millionen Zuschauer verfolgt.

Auch bei illegalen Downloads und Streams ist “Game of Thrones” Spitzenreiter. Die letzte Folge der fünften Staffel wurde in der ersten Woche nach ihrem Erscheinen 10 Millionen Mal heruntergeladen. Für den wichtigsten Fernsehpreis der Welt, die US-amerikanischen “Emmys”, wurde die Serie sogar in 24 Kategorien nominiert. Bei der Preisverleihung im September tritt sie unter anderem in der Hauptkategorie Beste Dramaserie an.

Kein Heldenbonus

Doch was ist das Erfolgsrezept hinter “Game of Thrones”? Das erwähnte Sterben ist ein zentraler Punkt. Keine Figur, sei sie auch noch so heldenhaft, ist davor sicher. Der Zuschauer muss immer um seine Lieblingscharaktere fürchten. Autor George R. R. Martin selber fasste sein Konzept treffend in einem Interview mit dem US-Talkmaster Conan O’Brien zusammen: “Wir haben alle Filme gesehen, in denen der Held in der Klemme steckt – er ist von 20 Leuten umzingelt, aber man weiß, dass er davonkommen wird, weil er der Held ist. (…) Ich will, dass meine Leser und die Zuschauer Angst haben, wenn meine Charaktere in Gefahr sind. Ich will, dass sie sich davor fürchten, umzublättern, weil es der nächste Charakter nicht überleben könnte.”

Und George R. R. Martin hat kein Erbarmen mit seinen Fans. Fröhlich lässt er einen Lieblingscharakter nach dem anderen erstechen, verbrennen oder köpfen, und das gerne sehr detailliert und mit einer Extraportion Blut und Innereien. Denn nicht nur die Landschaften, Hierarchien und Ritter der Bücher erinnern ans finstere Mittelalter. Brutale Gewalt und sexuelle Exzesse sind die größten Steine, an denen sich Kritiker der Serie stoßen. Folter, Inzest, Vergewaltigungen und blutige Gemetzel sind elementarer Bestandteil der Intrigen und Schlachten um den Eisernen Thron. Bei soviel Nacktheit verwundert es kaum, dass einige der Charaktere in der Serie mit Akteuren aus der Erotikbranche besetzt wurden. Wie die deutsche Schauspielerin Sibel Kekilli, die vor ihrer Schauspielkarriere mehrere Erwachsenenfilme drehte. Sie spielt die Rolle von Shae, einer Prostituierten und Geliebten.

Ungewisses Ende

Aktuell gibt es fünf Bücher und mit der im April erschienenen fünften Staffel ist der Handlungsverlauf jetzt gleichauf. Obwohl noch kein Erscheinungsdatum für das nächste Buch angekündigt wurde, wird es nächstes Jahr trotzdem eine neue Staffel der Serie geben. Schon in den letzten Staffeln gab es kleinere Abweichungen von der Originalgeschichte. In der nächsten Staffel wird es dann ganz ohne eine Buchvorlage weitergehen.

Die Produzenten der Serie David Benioff und Daniel B. Weiss versichern aber, dass es trotzdem und in Absprache mit George R. R. Martin auf höchstem Niveau weitergehen wird. Die Serie ist keine Eins-zu-Eins-Kopie der Bücher, was den Suchtfaktor aber keinesfalls vermindert. So bleibt es auch für all diejenigen, die die Bücher bereits gelesen haben, spannend. Und umgekehrt können auch Serienfans beim nachträglichen Lesen der Bücher noch überrascht werden.

Foto:
Dunkle Gestalten und raue Sitten herrschen in Westeros.

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