Buenos Aires im Filmfieber

Die 19. Ausgabe des Filmfestivals BAFICI ist gestartet

Von Michaela Ehammer


“Klappe zu, Vorhang auf und Film ab!”, heißt es seit Mittwoch für alle Kinoliebhaber in Buenos Aires. Die 19. Ausgabe des Filmfestivals für Independent-Filme BAFICI begeistert bis zum 30. April mit über 400 Filmen und vereint 56 Länder von fünf Kontinenten.

“Lassen Sie sich von einem grandiosen BAFICI überraschen”, freut sich Direktor Javier Porta Fouz und verspricht gleichzeitig ein noch nie dagewesenes Festival – vollgepackt mit Filmperlen, namhaften Stars und attraktiven Premieren.

Der deutsche Beitrag “Casting”, eine Komödie von Nicolas Wackerbarth, war am Mittwoch eindrucksvoller Auftakt des diesjährigen Festivals im Espacio INCAA Gaumont. Der improvisierte Fernsehfilm feierte auf der diesjährigen Berlinale seine Premiere. Wackerbarth, der gemeinsam mit Johannes Held auch für das Drehbuch verantwortlich war, begibt sich in “Casting” (2017) hinter die Kulissen einer Filmproduktion und hat daraus einen ebenso klugen wie unterhaltsamen Film gemacht, der von spannenden Wendepunkten und einer gehörigen Portion Humor geprägt ist.

Das Werk “La vida de Calabacín” (Ma vie de Courgette/Mein Leben als Zucchini) von Claude Barras leitete zudem am Mittwochabend an der Plaza Francia die an Kinder und Familien gerichtete Festivalsektion BAFICITO ein. Die Open-Air-Veranstaltung war trotz des unschönen Wetters gut besucht, und alle Zuschauer, die der Kälte trotzten, wurden durch die Präsenz des Regisseurs belohnt. Barras hat mit seinem Film, der in der Kategorie “Bester Animationsfilm” für den diesjährigen Oscar nominiert war, ein wahrhaftes Meisterwerk geschaffen. Nicht nur für Kinder erhält der Film das Prädikat “Sehenswert”. “La vida de Calabacín” (Frankreich/Schweiz 2016) erzählt auf einfühlsame Art und Weise die Geschichte des Waisenkindes Zucchini, das nach familiären Schicksalsschlägen in einem Kinderheim landet und sich dort gemeinsam mit seinen neuen Freunden auf die Suche nach Geborgenheit, Akzeptanz und Liebe begibt.

Jahr für Jahr hat sich das BAFICI zu einer bedeutenden Ausstellung der weltweiten Filmindustrie etabliert und ist heutzutage zu einem Muss für unabhängige Filmemacher, Schauspieler, Produzenten und Filmliebhaber geworden. Dies wird vor allem auch durch die Präsenz von Filmen berühmter Regisseure wie Alex de la Iglesia (El Bar), Walter Hill (The Assignment) oder Raúl Perrone (Cínicos) deutlich.

Zahlreiche Gespräche mit Filmkünstlern, diverse Ausstellungen rund um die Film- und Kinowelt sowie interessante Workshops bereichern Groß und Klein, Jung und Alt, angehende Filmemacher sowie alle Kinobegeisterten und laden dazu ein, gemeinsam mit nationalen wie internationalen Filmgrößen ein Stück zu wachsen. Auf der Gästeliste der Stars fallen in diesem Jahr vor allem Namen wie Alex Ross Perry, Heinz Emigholz, Stéphane Brizé, Johannes Nyholm oder Gabriel Abrantes auf.

Im Bereich “Focos y Homenajes” liegt der Schwerpunkt vor allem auf dem Italiener Nanni Moretti, dessen Werke schon bei der allerersten Ausgabe des Filmfestivals im Jahre 1999 zu sehen waren. Seine Kurz-, Mittel- und Langfilme, darunter etwa “Bianca” (1985), “Caro Diario” (1993) oder “Habemus Papa” (2011) stellt er alle persönlich in Buenos Aires vor. Zudem lädt der Regisseur, Produzent, Schauspieler und Schriftsteller zu spannenden Gesprächen ein.

In diesem Jahr gibt es neben den musikalischen Zyklen “La Mar en Coche” und “La Mar en acción” in der Usina del Arte noch einen ganz besonderen Schwerpunkt: “Britannia Lado B: 40 Años de Punk”. Ein Filmzyklus des britischen Punk, der vom British Council unterstützt wird und ein “Must-See” für alle ehemaligen sowie anhaltenden Punk-Fans ist. Der Zyklus umfasst Filme wie “The filth and the fury” von Julien Temple, der sich auf die Spuren der erfolgreichen Karriere der Sex Pistols begibt, oder den mystischen Film “Jubiliee” von Derek Jarman, der zu Hochzeiten des Punk entstanden ist. So wird dem Festival für Independent-Filme gehörig Leben eingehaucht!

Eintrittskarten sind zum Preis von 45 Pesos erhältlich. Studenten und Rentner dürfen sich über einen ermäßigten Preis von 30 Pesos freuen. Die Gespräche im Auditorio El Aleph des Centro Cultural Recoleta sowie alle Filmvorführungen im Freien sind gratis und erfordern keine Anmeldung. Für alle weiteren kostenlosen Vorführungen muss man sich registrieren.

Unsere BAFICI-Tipps:

  • “The Wedding Ring” von Rhamatou Keïta (Niger/Burkina Faso/Frankreich 2016)
  • “Keep that Dream Burning” von Rainer Kohlberger (Österreich/Deutschland 2014)
  • “Take me Home” von Abbas Kiarostami (Iran 2016)
  • “Cantar con sentido, una biografía de Violeta Parra” von Leonardo Beltrán (Chile 2016)
  • “New Voices in an Old Flower” von Quino Piñero (Äthiopien/Spanien 2016)
  • “The Other Side of Hope” von Aki Kaurismäki (Finnland/Deutschland 2017)
  • “KFC” von Lê Bình Giang (Vietnam 2016)
  • “La Vida de Calabacín” von Claude Barras (Frankreich/Schweiz 2016 – BAFICITO)
  • “Aprile” von Nanni Moretti (Italien 1998)
  • “The Clash: Westway to the World” von Don Letts (Großbritannien 2000 – Teil des Punk-Zyklus)

Alle Infos hier.

Foto:
Claude Barras mit seinem Filmhelden Zucchini.

Escriba un comentario