Offenbarungen in Schwarz-Weiß

Photographie-Ausstellung von Gerardo Korn

Von Susanne Franz

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Am kommenden Mittwoch, 11. Oktober 2017, um 19 Uhr, wird Gerardo Korns Ausstellung “BUENOS AIRES – OFFENBARUNGEN” im Generalkonsulat und Zentrum für Wirschaftsförderung der Republik Argentinien in Frankfurt am Main, Eschersheimer Landstrasse 19-21, 60322 Frankfurt/Main, eröffnet.

Aus diesem Anlass hier unser Artikel anlässlich seiner Ausstellung in Buenos Aires im vergangenen Jahr:

“Ich wurde im Jahr 2011 von diesem Rausch erfasst”, erklärt Gerardo Korn an einem regnerischen Nachmittag im Centro Cultural Borges seine Motivation, Buenos Aires auf eine besondere Art und Weise zu fotografieren. Wir sind gerade durch seine Ausstellung “Revelaciones” gegangen, wobei sich herausgestellt hat, dass dieser so trübe Tag ganz besonders gut geeignet ist, seine menschenleeren Schwarz-Weiß-Bilder der Stadt zu betrachten, die er nachts oder abends oder in den frühen Morgenstunden aufgenommen hat, wenn das Licht diffus und magisch ist. “Buenos Aires sieht man sonst meist nur mit strahlend blauem Himmel, überall wimmelt es von Menschen”, meint Gerardo, der nach eigenem Bekunden keine Ahnung hatte, auf was er sich einließ, als er seine künstlerische Laufbahn begann. “Ich wusste damals nicht, dass ich für einige Bilder drei Jahre brauchen würde.”

Gerardo erzählt von seiner Liebe zur klassischen Fotografie und schwärmt von den Städten Paris und New York, die die Fotografie-Städte schlechthin seien. Er wollte, dass es ähnliche Bilder auch von Buenos Aires gäbe – Bilder voller Melancholie, die die Stadt in einem zeitlosen Zustand zeigen. “Gerade Buenos Aires, eine Stadt, die im Alltag oft aggressiv zu den Bewohnern ist”, reflektiert der in Argentinien geborene Sohn deutscher Eltern, der mit seiner Kunst die Beziehung der Menschen zu ihrer Stadt wiederherstellen möchte, indem er sie in einem friedlichen Zustand zeigt.

Gerardo Korns wunderschöne Bilder stellen einen besonderen Rundgang durch die Stadt Buenos Aires dar. Die meisten Motive kennt man oder hat sie schon hundertmal auf Bildern gesehen – aber noch nie so wie hier. An Stelle von Konsum steht hier Augenschmaus. Jeder einzelne Mensch steht alleine an dieser Stelle und schaut mit dem Fotografen durch das Obektiv, schaut auf einmal richtig hin und kann in Stille und innerer Ruhe mit dem Gesehenen kommunizieren.

Einer, der sofort erkannt hat, dass es sich bei den Bildern Gerardo Korns um wahre Kunstwerke handelt, war der renommierte argentinische Maler Guillermo Roux. Diesen sprach Gerardo an, als er begann, einen Ausstellungsraum zu suchen, um seine Kunst bekannter zu machen. Warum gerade Roux? Ganz einfach – die beiden sind Nachbarn und waren dies bereits seit 40 Jahren. Immer grüßte man sich freundlich aus der Ferne, deshalb war Roux zunächst überrrascht, als Gerardo bei ihm vorbeischaute und ihn bat, ob er ihm seine Bilder zeigen dürfte. Er sagt Ja – und war begeistert. Innerhalb von fünf Tagen hatte er einen Text geschrieben, aus dem auch der Titel der Ausstellung, “Revelaciones” (Offenbarungen) stammt, und Gerardo war zu Tränen bewegt. “Seit diesem Tag im April 2015, als ich bei Guillermo Roux geklingelt habe, ist mein Leben nicht mehr, wie es vorher war”, sagt Gerardo. Der große alte Maler, der mittlerweile zu einem Freund geworden ist, gab ihm die Kraft, seine Zweifel zu überwinden, und unterstützte und unterstützt ihn.

Drei der Werke, die in der Ausstellung hängen, sind Gemeinschaftsarbeiten der beiden: Fotografien von Gerardo Korn mit einer Intervention von Roux. Mit Absicht sind die Roux‘schen Elemente nur sehr sparsam eingefügt, um die friedliche Stille der Werke nicht zu zerstören. So geben sie ihnen einen surrealistischen, überraschenden Anstrich. Acht von zehn Werken, die die beiden als Zusammenarbeit angestrebt haben, sind bereits fertig, die drei, die Gerardo am liebsten mag, sind in der Ausstellung zu sehen.

Im vergangenen argentinischen Sommer hat Roux Gerardo Korn eingeladen, fotografisch und filmisch ein Werk von ihm zu dokumentieren: Er wollte eine Göttin in sein Schwimmbad malen, und dann begeisterte er sich und malte das ganze Schwimmbad aus. Der Maler, der im Rollstuhl sitzt, wurde dabei von einem Freund hin und hergeschoben und malte mit einem Pinsel, der an einem ein Meter langen Bambusstab befestigt war. “Das war der Sommer, in dem ich vier Monate in einem Schwimmbad ohne Wasser verbracht habe”, lacht Gerardo, der in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Martín Serra in Kürze einen Entwurf des Filmes vorstellen will, der aus dem Material entstehen soll.

“Die Welt ist mein Land”, sagt Gerardo Korn, der seine mit Kodak Professional Tri-X fotografierten Filme nach Halle in Deutschland schickt, wo ein darauf spezialisierter Betrieb sie entwickelt und digitalisiert. Die digitalisierte Version sendet Gerardo nach London, wo die Werke auf feinstem Papier ausgedruckt werden, um dann den Weg zurück nach Argentinien zu finden. Die hohe Qualität der Werke und besonders auch die gewagten, äußerst wirkungsvollen 60 x 90-Formate (die neben anderen in 30 x 45 hängen) tragen mit zu dem Zauber bei, den Gerardos Fotografien ausstrahlen.

Die Ausstellung im Centro Cultural Borges und die Veröffentlichung einiger Werke der Serie “Revelaciones” in Jorge Tardittis Luxus-Kunstmagazin “Georges” sowie das “Göttin im Schwimmbad”-Projekt sind erst der Beginn und nur ein Teil der Pläne des entspannten und zugleich mit viel positiver Energie geladenen Künstlers – momentan arbeitet er auch an einem Tango-Projekt. Sein Ziel? Die Welt, die seine Heimat ist.

Weitere Infos auf der Webseite des Künstlers bzw. bei Facebook.

Foto:
Gerardo Korn, “Barrio de Retiro, Plaza San Martín, 2012”.

La versión en castellano del artículo se encuentra aquí.

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