Buenos Aires im Filmfieber

Die 19. Ausgabe des Filmfestivals BAFICI ist gestartet

Von Michaela Ehammer


“Klappe zu, Vorhang auf und Film ab!”, heißt es seit Mittwoch für alle Kinoliebhaber in Buenos Aires. Die 19. Ausgabe des Filmfestivals für Independent-Filme BAFICI begeistert bis zum 30. April mit über 400 Filmen und vereint 56 Länder von fünf Kontinenten.

“Lassen Sie sich von einem grandiosen BAFICI überraschen”, freut sich Direktor Javier Porta Fouz und verspricht gleichzeitig ein noch nie dagewesenes Festival – vollgepackt mit Filmperlen, namhaften Stars und attraktiven Premieren.

Der deutsche Beitrag “Casting”, eine Komödie von Nicolas Wackerbarth, war am Mittwoch eindrucksvoller Auftakt des diesjährigen Festivals im Espacio INCAA Gaumont. Der improvisierte Fernsehfilm feierte auf der diesjährigen Berlinale seine Premiere. Wackerbarth, der gemeinsam mit Johannes Held auch für das Drehbuch verantwortlich war, begibt sich in “Casting” (2017) hinter die Kulissen einer Filmproduktion und hat daraus einen ebenso klugen wie unterhaltsamen Film gemacht, der von spannenden Wendepunkten und einer gehörigen Portion Humor geprägt ist.

Das Werk “La vida de Calabacín” (Ma vie de Courgette/Mein Leben als Zucchini) von Claude Barras leitete zudem am Mittwochabend an der Plaza Francia die an Kinder und Familien gerichtete Festivalsektion BAFICITO ein. Die Open-Air-Veranstaltung war trotz des unschönen Wetters gut besucht, und alle Zuschauer, die der Kälte trotzten, wurden durch die Präsenz des Regisseurs belohnt. Barras hat mit seinem Film, der in der Kategorie “Bester Animationsfilm” für den diesjährigen Oscar nominiert war, ein wahrhaftes Meisterwerk geschaffen. Nicht nur für Kinder erhält der Film das Prädikat “Sehenswert”. “La vida de Calabacín” (Frankreich/Schweiz 2016) erzählt auf einfühlsame Art und Weise die Geschichte des Waisenkindes Zucchini, das nach familiären Schicksalsschlägen in einem Kinderheim landet und sich dort gemeinsam mit seinen neuen Freunden auf die Suche nach Geborgenheit, Akzeptanz und Liebe begibt.

Jahr für Jahr hat sich das BAFICI zu einer bedeutenden Ausstellung der weltweiten Filmindustrie etabliert und ist heutzutage zu einem Muss für unabhängige Filmemacher, Schauspieler, Produzenten und Filmliebhaber geworden. Dies wird vor allem auch durch die Präsenz von Filmen berühmter Regisseure wie Alex de la Iglesia (El Bar), Walter Hill (The Assignment) oder Raúl Perrone (Cínicos) deutlich.

Zahlreiche Gespräche mit Filmkünstlern, diverse Ausstellungen rund um die Film- und Kinowelt sowie interessante Workshops bereichern Groß und Klein, Jung und Alt, angehende Filmemacher sowie alle Kinobegeisterten und laden dazu ein, gemeinsam mit nationalen wie internationalen Filmgrößen ein Stück zu wachsen. Auf der Gästeliste der Stars fallen in diesem Jahr vor allem Namen wie Alex Ross Perry, Heinz Emigholz, Stéphane Brizé, Johannes Nyholm oder Gabriel Abrantes auf.

Im Bereich “Focos y Homenajes” liegt der Schwerpunkt vor allem auf dem Italiener Nanni Moretti, dessen Werke schon bei der allerersten Ausgabe des Filmfestivals im Jahre 1999 zu sehen waren. Seine Kurz-, Mittel- und Langfilme, darunter etwa “Bianca” (1985), “Caro Diario” (1993) oder “Habemus Papa” (2011) stellt er alle persönlich in Buenos Aires vor. Zudem lädt der Regisseur, Produzent, Schauspieler und Schriftsteller zu spannenden Gesprächen ein.

In diesem Jahr gibt es neben den musikalischen Zyklen “La Mar en Coche” und “La Mar en acción” in der Usina del Arte noch einen ganz besonderen Schwerpunkt: “Britannia Lado B: 40 Años de Punk”. Ein Filmzyklus des britischen Punk, der vom British Council unterstützt wird und ein “Must-See” für alle ehemaligen sowie anhaltenden Punk-Fans ist. Der Zyklus umfasst Filme wie “The filth and the fury” von Julien Temple, der sich auf die Spuren der erfolgreichen Karriere der Sex Pistols begibt, oder den mystischen Film “Jubiliee” von Derek Jarman, der zu Hochzeiten des Punk entstanden ist. So wird dem Festival für Independent-Filme gehörig Leben eingehaucht!

Eintrittskarten sind zum Preis von 45 Pesos erhältlich. Studenten und Rentner dürfen sich über einen ermäßigten Preis von 30 Pesos freuen. Die Gespräche im Auditorio El Aleph des Centro Cultural Recoleta sowie alle Filmvorführungen im Freien sind gratis und erfordern keine Anmeldung. Für alle weiteren kostenlosen Vorführungen muss man sich registrieren.

Unsere BAFICI-Tipps:

  • “The Wedding Ring” von Rhamatou Keïta (Niger/Burkina Faso/Frankreich 2016)
  • “Keep that Dream Burning” von Rainer Kohlberger (Österreich/Deutschland 2014)
  • “Take me Home” von Abbas Kiarostami (Iran 2016)
  • “Cantar con sentido, una biografía de Violeta Parra” von Leonardo Beltrán (Chile 2016)
  • “New Voices in an Old Flower” von Quino Piñero (Äthiopien/Spanien 2016)
  • “The Other Side of Hope” von Aki Kaurismäki (Finnland/Deutschland 2017)
  • “KFC” von Lê Bình Giang (Vietnam 2016)
  • “La Vida de Calabacín” von Claude Barras (Frankreich/Schweiz 2016 – BAFICITO)
  • “Aprile” von Nanni Moretti (Italien 1998)
  • “The Clash: Westway to the World” von Don Letts (Großbritannien 2000 – Teil des Punk-Zyklus)

Alle Infos hier.

Foto:
Claude Barras mit seinem Filmhelden Zucchini.

Filmperlen und neue Spielstätten

Kinofestival BAFICI 2017 vom 19. bis 30. April / Vorverkauf hat begonnen

Von Michaela Ehammer und Susanne Franz


Die 19. Ausgabe des “Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente” (BAFICI) findet in diesem Jahr vom 19. bis 30. April statt. Vollgepackt mit über 400 Filmen bietet das diesjährige Programm eine große Auswahl an Filmperlen für jeden Geschmack und jedes Alter, wie Festivaldirektor Javier Porta Fouz vor wenigen Tagen bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Festivals in der Usina del Arte in Buenos Aires betonte. Das Festival glänzt mit über 100 internationalen Filmpremieren und mehr als 100 Lateinamerikapremieren und bietet im Nebenprogramm zahlreiche Workshops, Ausstellungen sowie Gespräche mit Größen aus dem Filmbusiness, wie dem Italiener Nanni Moretti.

Mit insgesamt 32 Spielstätten zeigt das BAFICI, dass es von Jahr zu Jahr durch die Liebe der Kinobegeisterten wächst und gedeiht. Neue Ausstrahlungsorte befinden sich in diesem Jahr beispielsweise im Stadtteil Chacarita (die Kultureinrichtung Carlos Gardel), in Paternal (Resurgimiento) oder in Boedo (Julián Centeya und Nicolás Olivari).

Auch das Freilichtkino erhält in der diesjährigen Ausgabe einen höheren Stellenwert. Zum bereits etablierten Kino im Amphitheater des Parque Centenario kommen nun auch Leinwände an der Plaza Martín Fierro und im Patio Salguero. Zudem finden an der Plaza Francia täglich kostenlose Filmvorführungen im Freien statt – ideal für Familien, Freunde oder Verliebte.

Eröffnet wird das Filmfestival im Cine Gaumont mit der deutschen Komödie “Casting” von Nicolas Wackerbarth, die bei der diesjährigen Berlinale Premiere feierte. Weitere deutsche Filme im Programm sind u.a. die Dokumentation “Beuys” von Andres Veiel, die als Lateinamerikapremiere gezeigt wird, und “Goodbye Berlin” von Fatih Akin (Foto). Akins Film basiert auf dem Bestseller “Tschick” (2010) des deutschen Schriftstellers Wolfgang Herrndorf (1965-2013).

Der Kartenvorverkauf läuft seit dem 10. April im Village Recoleta oder online.

Wenn Orte sprechen

Die deutsche Dokumentaressayistin Juliane Henrich war bei 16. Internationalen Dokumentarfilmfestival “Doc Buenos Aires”

Von Ivana Forster

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Eine ganze Woche widmete sich das Doc Buenos Aires zum 16. Mal dem Besten, was das Dokumentarkino derzeit zu bieten hat. Vom 20. bis zum 27. Oktober lud das Filmfestival nationale und internationale Künstler ein, ihre Werke zu präsentieren und diskutieren. Unter ihnen auch zwei deutsche – eine davon ist die 1983 geborene Juliane Henrich, die vom Goethe-Institut Buenos Aires eingeladen wurde. Die Filmemacherin lebt und arbeitet in Berlin und beschäftigt sich in ihren Dokumentationen besonders mit öffentlichen und privaten Räumen und Architektur.

Ivana Forster: Sie haben in Leipzig und Berlin Literarisches Schreiben und Kunst und Medien studiert. Da ist der eingeschlagene Karriereweg nicht abwegig. Gab es trotzdem ein ausschlaggebendes Ereignis, das zu genau diesem Beruf führte?

Juliane Henrich: Nein, eigentlich nicht. Ich habe zuerst Literarisches Schreiben studiert. Man könnte das eine Kunsthochschule für das Schreiben nennen. Die Ausbildung gibt es in Deutschland nur in Leipzig und Hildesheim. Aber dort habe ich gemerkt: Ich will nicht nur schreiben, sondern auch etwas mit Bildern machen. Ich bin dann nach Berlin gegangen, um Kunst und Medien als Filmstudiengang zu studieren. Seitdem mache ich Filme. Aber Text ist immer noch eine wichtige Referenz.

IFO: Sie sind in Solingen geboren, in Bielefeld aufgewachsen und haben im Osten studiert. Wie hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?

JH: In meinem Film “Aus westlichen Richtungen” geht es eigentlich um den alten Westen – mit Perspektive auf die Teilung. Es geht vor allem um Architektur in Westdeutschland, die ich als Kind kannte und wahrgenommen habe und die mir dann im Kontrast sehr stark aufgefallen ist, als ich in Leipzig gelebt habe und meine Eltern im Westen besucht habe. Dort herrschte ein ganz anderer Architekturstil vor. Ich dachte, ich muss irgendetwas über das Gefühl machen, das mit dieser Architektur zusammenhängt. Nach und nach kamen dann andere Ideen dazu. Dass es eigentlich auch um die politischen Hintergründe geht.

IFO: Sie sagten einmal, dass Ihre Filme davon handeln, wie Orte sich verändern und neu schreiben. Inwiefern hat ein Ort in Ihrer Auffassung ein Eigenleben?

JH: Das kann man sich auch fragen. Und ich glaube, darum geht es auch. Es gibt bestimmte Atmosphären, die vielleicht mit der Geschichte eines Ortes zusammenhängen. Aber was ich damit meinte, waren vor allem die Definitionen, die Menschen Orten zuschreiben. Etwa, dass man einem Ort einen Namen gibt. Es gibt einen Kurzfilm namens “Schleifen”, in dem es um Orte geht, die abgerissen und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. In dem Zusammenhang fand ich spannend, ob ein Ort der gleiche ist, weil er genauso heißt und die gleichen Leute dort wohnen. In anderen Arbeiten geht es auch darum, dass sich auch der Westen als Definition im Laufe der Zeit verschiebt. Dieser ursprüngliche goldene Westen, den man vielleicht einmal vom Osten aus bewundert hat, der inzwischen doch sehr heruntergekommen und überhaupt nicht mehr glamourös aussieht.

IFO: Inwiefern prägen sich Architektur, öffentlicher Raum und Gesellschaft gegenseitig?

JH: Das ist eine der großen Fragen, die ich mir mit den Filmen stelle. Ich kann nicht genau sagen, wie, aber es passiert definitiv. Dass Menschen sich vielleicht anders verhalten in bestimmten Räumen und dass vieles, was man sich ausgedacht hat für die Architektur, was sie eigentlich sein soll, beispielsweise in westdeutschen Städten oft nicht funktioniert hat. Es vermittelt eher den Eindruck von Kälte. Ich glaube, manche Leute sehen das als reine Kritik an dieser Architektur. Für mich ist es aber auch mit Nostalgie verbunden.

IFO: In Ihren Filmen sind oft sehr wenige Personen zu sehen. Was macht für Sie den Reiz daran aus, Filme mit wenigen Menschen und vielen Standbildern zu drehen?

JH: Ich glaube, ich persönlich finde diese Strukturen am interessantesten – architektonische Strukturen und diese Überschneidungen von Altem und Neuem, das im Stadtbild gebaut ist. Menschen ziehen natürlich wahnsinnig viel Aufmerksamkeit auf sich, wenn sie im Bild sind. Beispielsweise in “Aus westlichen Richtungen” geht es auch um diese Atmosphäre der Anonymität und dass man das gar nicht so sehr in Bezug zum Menschen setzt.

IFO: Was ist Ihnen bisher in Buenos Aires aufgefallen, was Architektur und öffentlichen Raum angeht? Wäre es reizvoll, hier einmal zu drehen?

JH: Auf jeden Fall. Ich kenne die Stadt noch nicht so gut, ich bin erst vor wenigen Tagen angekommen und ein wenig herumgelaufen. Aber ich achte immer sehr stark auf Architektur und Stellen, an denen man sich fragt, warum die Stadt so gebaut ist. Alles ist in diesem Schachbrettmuster angelegt, das finde ich sehr interessant. Eigentlich müsste man denken, man findet sich besser zurecht. Aber ich verlaufe mich eher. Vielleicht ist mein Gehirn darauf eingestellt, dass es Kurven gibt. Ein Projekt hier würde mich definitiv reizen.

Foto:
Die Dokumentaressayistin Juliane Henrich.
(Privat)

Doku-Fest mit Star-Trubel

16. Internationales “DocBsAs” mit illustren Gästen

Von Susanne Franz

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Vom 20. bis zum 27.10. findet in Buenos Aires zum 16. Mal das Internationale Dokumentarfilmfestival “DocBsAs” statt, auf dem die besten argentinischen und internationalen Dokus auf den Kinoleinwänden der Kinos Gaumont (Av. Rivadavia 1637), Centro Cultural San Martín (Sarmiento 1551), Alianza Francesa (Av. Córdoba 946) und Fundación Proa (Av. Pedro de Mendoza 1929) präsentiert werden.

Zu Besuch kommen der renommierte chilenische Experte Ignacio Agüero (Film im DOC: “Como me da la gana 2”, 22.10., 20 Uhr, 23.10., 18 Uhr, Gaumont), auf Einladung des Goethe-Instituts Buenos Aires die deutsche Dokumentaressayistin Juliane Henrich (Filme im DOC: “Los que cambian de rumbo con agilidad”; “Arrasar”; “Que lluevan rosas rojas para mí”, 26.10., 19 Uhr, 27.10., 21 Uhr / “De occidente”, 25.10., 21 Uhr, 27.10., 19 Uhr, CC San Martín), der charismatische französische Filmemacher und Kritiker Jean-Louis Comolli (Film im DOC: “Richard Dindo, páginas escogidas”, 25.10., 19 Uhr, 26.10., 17 Uhr, CC San Martín / 24.10., 20.30 Uhr, Alianza Francesa, davor gibt Comolli eine Meisterklasse), die in Mönchengladbach geborene Susanne Regina Meures (Film im DOC: “Raving Iran”, 24.10., 20 Uhr, 26.10., 18 Uhr, Gaumont), die uruguayische Filmemacherin und Produzentin Ana Tipa (Film im DOC: “Preso”, 22.10., 18 Uhr, 26.10., 20 Uhr, Gaumont) und der brasilianische Experimentalfilmer Yuji Kodato (Film im DOC: “Experimento cotidiano nº 1 y 8’18’”, 20.10., 21.30 Uhr, 21.10., 19 Uhr, CC San Martín).

Das Goethe-Institut und German Films präsentieren Juliane Henrich als “eine der derzeit interessantesten deutschen Autoren des Dokumentaressays”. Henrich zeigt ihren jüngsten Film “Aus westlichen Richtungen” und eine Reihe von Kurzfilmen. Die Filme legen ihren Fokus auf Orte – seien es öffentliche, private, offene, geschlossene, konkrete oder metaphorische – und stellen anhand von vielschichtigen Reflektionen einen Zusammenhang mit den unzähligen Ebenen und Facetten ihrer eigenen Geschichte(n) her.

Infos zum DOC hier und zu Juliane Henrich hier.

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Aus dem Film “Aus westlichen Richtungen” von Juliane Henrich.

Spirit des Berliner Techno

Multimedia-Schau “Clubraum Berlin” im Centro Cultural Kirchner in Buenos Aires

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Ab dem 22. Oktober findet im Centro Cultural Kirchner (Sarmiento 151, Buenos Aires) “Clubraum Berlin” statt, eine Ausstellung des Goethe-Instituts in Kooperation mit dem CCK und mit Unterstützung der Deutschen Botschaft Buenos Aires. “Clubraum Berlin” ist kuratiert von Heiko Hoffmann, dem Chefredakteur des Elektromusik-Magazins “Groove”, und Alfons Hug, dem Kurator der dritten Biennale von Montevideo. Öffnungszeiten der Ausstellung: Mittwoch bis Sonntag (inklusive Feiertage), 12 bis 19 Uhr.

In “Clubraum Berlin” werden Filme, Soundinstallationen, eine Flyer-Kollektion, eine Fotoausstellung, Boilerroom-Videos und DJ-Sets den Spirit des Berliner Techno heraufbeschwören. Die multimediale Schau war schon in Belo Horizonte, Rio de Janeiro, Bogotá, Montevideo und Caracas zu Gast. Mit an Bord ist Sven von Thülen, DJ und Co-Autor des richtungweisenden Buches über die deutsche Elektroszene “Der Klang der Familie. Berlin, Techno und die Wende”. Von Thülen wird bei einem öffentlichen Interview mit dem Journalisten und Kritiker Pablo Schanton ins Gespräch kommen und eine musikalische Performance als DJ abliefern. Ein argentinischer VJ wird an diesem Abend die musikalische Brücke zwischen der argentinischen und der deutschen Hauptstadt schlagen.

Man kann sich auf die Fotoausstellung “Die Nomadenparties der Neunziger” und die Ausstellung “Flyer: Die Kommunikation der Electro-Szene vor dem Internet” freuen, und auch auf das Filmprogramm, in dessen Rahmen mehrmals zwei Filme gezeigt werden: der Dokumentarfilm “B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979–1989” (92 Min.) und der Spielfilm “Tod den Hippies!! Es lebe der Punk” (105 Min.) von Regisseur Oskar Roehler.

Das Live-Programm von Sven von Thülen findet am 22.10. um 19 Uhr statt. Da die Platzkapazität begrenzt ist, sollte man zuvor Eintrittskarten reservieren: ab Dienstag, 18.10., online oder persönlich von Dienstag bis Donnerstag zwischen 12 und 19 Uhr oder bis zwei Stunden vor der Veranstaltung. Auch für die Filme gibt es eine begrenzte Kapazität, der Eintritt ist möglich. bis der Kinosaal gefüllt ist. Alle Veranstaltungen sind gratis.

Ausführliche Informationen findet man hier.

(Foto: Martin Eberle)

Deutscher Filmglanz in Buenos Aires

Startschuss für das 16. Deutsche Kinofestival von Buenos Aires, das bis 21. September in den Kinos Village Recoleta und Caballito läuft

Von Michaela Ehammer

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Filme über Filme heißt es auch in diesem Jahr beim “Festival de Cine Alemán”, welches bereits zum 16. Mal Filmbegeisterte in seinen Bann zieht und seit dem gestrigen Donnerstag in vollem Gange ist. Jahr für Jahr vereinen sich Filmliebhaber des deutschen Kinos in Buenos Aires, um gemeinsam zu lachen, zu weinen, zu grübeln, zu staunen und während der Filme dem Alltag zu entfliehen. Im Zuge dessen hat es am Dienstag eine Pressekonferenz gegeben, um über die diesjährigen Filme und vor allem über den Eröffnungsfilm “Ich und Kaminski” von Regisseur Wolfgang Becker, der persönlich anwesend war, zu sprechen. Zahlreiche Journalisten aus dem Land erschienen und konnten ihre Fragen, Zweifel oder Kritiken zu dem Film äußern. (Intervew mit Wolfgang Becker hier.)

“Ich und Kaminski”, eine Romanverfilmung nach dem 2003 erschienenen Buch des österreichisch-deutschen Schriftstellers Daniel Kehlmann, entführt in die Welt der deutschen Kunstszene in den 90er Jahren. Zwei Sturköpfe und Egozentriker – der eine ein sensationshungriger, junger Journalist, der andere ein in Vergessenheit geratener Maler und bereits ein zerbrechlicher, alter Mann – stoßen im Film aufeinander. Gerade diese Mischung, vereint mit starken Dialogen und einer wohldosierten Portion an Komik, gibt dem Film eine besondere künstlerische Note mit.

Das Festivalprogramm der 16. Ausgabe ist wieder sehr vielfältig und liebevoll von German Films ausgewählt worden und wartet auf seine Zuschauer mit großen Gefühlen, starken Emotionen und geschichtlichen Stoffen aus Deutschland. Für Jung und Alt, Groß und Klein, für Dramaliebhaber sowie für Komödienbegeisterte hat das Festival, welches noch bis zum 21. September in den Kinosälen des Village Recoleta und Village Caballito stattfindet, alles im Gepäck. Ganz großes Kino eben.

Besonders hervorzuheben sind zwei spannende und musikalische Beiträge aus der neuen Festival-Sektion “La movida berlinesa” (Die Berliner Bewegung), die von elektronischer Musik bis hin zu Punk reichen: “B-Movie: Lust & Sound in West Berlin, 1979-1989” und “Tod den Hippies! Es lebe der Punk”. In diesem Rahmen wird auch die Ausstellung “Clubraum Berlin” ab Oktober im Centro Cultural Kirchner eröffnet. Im kommenden Jahr dürfen wir uns dann beim 17. Festival auf die neue Sektion der Kölner Bewegung freuen, wie Festivalkoordinator Gustav Wilhelmi bei der Pressekonferenz verlauten ließ.

“Es ist schon Tradition, dass das Goethe-Institut einen Stummfilm als Abschlussfilm präsentiert”, bekundete Uwe Mohr, Direktor des Goethe-Instituts in Buenos Aires, hoch erfreut. Dieses Jahr wird der Klassiker “Der müde Tod” von Fritz Lang gezeigt. Das Besondere daran: Der Film wird dabei von Live-Musik im Kinosaal umrahmt. Ein Kinoerlebnis der Superlative, welches man auf keinen Fall verpassen sollte. Es war der erste Film des österreichisch-deutsch-US-amerikanischen Regisseurs, mit dem er internationalen Erfolg erlangte.

Für alle, die das Festival nicht hautnah miterleben können, bietet sich begleitend dazu seit dem vergangenen Freitag die Möglichkeit, 28 deutsche Filme über einen Zeitraum von zwei Monaten gratis im Internet-Kanal Qubit.tv anzuschauen. Viele dieser Filme sind Highlights der vergangenen Festivals.

Seien Sie ein Teil vom deutschen Kinofestival, seien Sie dabei, wenn sich der Kinosaal verdunkelt, der Vorhang schließt und es heißt: Klappe zu, Film ab!

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Fotos von oben nach unten:

Szene aus “Ich und Kaminski”.

Bei der Pressekonferenz (v.l.): Maike Schantz (German Films), Uwe Mohr (Direktor des Goethe-Instituts), Gustav Wilhelmi (German Films Buenos Aires) und Wolfgang Becker (Regisseur von “Ich und Kaminski”) mit seiner Übersetzerin.

„Ich brauche eine wirklich starke Geschichte“

Interview mit Wolfgang Becker, dem Stargast des Deutschen Kinofestivals

Von Ivana Forster und Michaela Ehammer

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Der deutsche Regisseur Wolfgang Becker ist vor allem mit seinem Film “Good Bye Lenin” in Erinnerung geblieben. Seit diesem Beitrag sind jedoch viele Jahre vergangen. Nun glänzt er erneut mit seinem aktuellen Film “Ich und Kaminski”, nicht nur am deutschen Filmhimmel. Seit unglaublichen zwei Jahren tourt er in der Weltgeschichte herum, hat Werbung für seinen Film in stolzen 56 Ländern gemacht und bisher 850 Interviews gegeben. Im Rahmen des 16. “Festival de Cine Alemán” wurde sein jüngstes Werk gestern als Eröffnungsfilm gezeigt. Zu diesem Anlass ist Wolfgang Becker persönlich nach Buenos Aires gereist.

Herr Becker, gab es denn einen bestimmten Grund für die lange Pause seit Ihrem letzten Film, welcher ja bereits zwölf Jahre zurückliegt?

Nichts hätte ich lieber gemacht als gleich wieder einen Film, aber dafür braucht man einfach ein gutes Drehbuch. Es gibt Regisseure, die verfilmen Drehbücher, weil sie damit Geld verdienen. Aber die hängen nicht mit so einem Herzblut an dem Film. Ich brauche eine wirklich starke Geschichte, die mir den langen Atem für zwei, drei oder vier Jahre gibt. Und die liegen nicht rum wie Sand am Meer. Außerdem kann ich nicht alles erzählen. Jeder hat seine Talente- wenn ich etwas finde, das mit meinem Talent für eine bestimmte Art von Geschichten zusammenkommt, dann kommen auch tolle Filme dabei heraus. Einfach nur einen Film zu machen, weil man einen machen will, würde bei mir zu einer ziemlichen Katastrophe führen. Deswegen mache ich lieber keinen. Ich habe nur wenige, aber alle stehen sehr gut da und ich mag sie wie meine Kinder. Es gibt keinen, den ich lieber verstecke. Außerdem dauert es immer sehr lange, einen Film zu promoten. Während Daniel Brühl schon fünf weitere Filme gedreht hatte, war ich immer noch mit “Ich und Kaminski” beschäftigt.

Sie haben Daniel Brühl erwähnt- er hat sich ja insgesamt sehr weiterentwickelt seit dem letzten Film. Wie hat sich die Zusammenarbeit seit “Good Bye Lenin” verändert?

Daniel war damals 21 oder 22 Jahre alt. Das war wirklich ein Vater-Sohn-Verhältnis. Er hat dann sehr viele Rollen bekommen, allerdings auch sehr einseitige Angebote. Er hatte auch eine Sehnsucht, danach, mal ein Arschloch zu spielen. Wenn man jung ist, macht man viel stärkere Entwicklungen durch. Die Veränderung in meinem Alter ist nicht mehr so stark.
Der Unterschied war, dass aus dem Vater-Sohn- ein Freundschaftsverhältnis geworden ist – trotz des großen Altersunterschiedes. Wir sind Kumpels und ziehen gemeinsam los und in den Urlaub. Er ist jetzt ein Kollege auf Augenhöhe mit einem großen Erfahrungsschatz. Man muss sich vorstellen: Er hat seit “Ich und Kaminski” sechs Filme gedreht und ich sitze immer noch hier und mache Interviews zum selben Film.

Da Sie eben die so genannte “Arschloch-Rolle” angesprochen haben – war Daniel Brühl Ihre erste Wahl für den Film?

Ja, er war die einzige Wahl. Wenn er den Film nicht gemacht hätte, hätte ich den auch nicht gedreht. Daniel hatte viele Anfragen für Drehs, bei denen er viel, viel mehr verdient hat. Wir mussten immer sehen, welche Zeit er für den Film freihält, denn wir konnten nur im Sommer drehen. Hätte das nicht geklappt, wäre der Film gar nicht erst gedreht worden. Ich kenne nämlich keinen anderen Schauspieler, der es hinbekommt, ein Arschloch zu sein, aber gleichzeitig doch irgendwie nach einer bestimmten Zeit bei Frauen so einen Schutzreflex hervorzurufen. Bei Männern ist es so, dass man ihn eigentlich schütteln möchte. Man nimmt es ihm nicht so übel, wie man es anderen Leuten übelnehmen würde. Das gehört auch zu seiner privaten Persönlichkeit (lacht). Was mich maßlos an unserem Verhältnis ärgert, ist, dass er sich Dinge, also Kleinigkeiten leisten kann, die man mir immer übelnimmt. Beispielsweise schnorrt er überall Zigaretten. Aber sein natürlicher Charme macht es wieder wett.

Für diejenigen, die “Ich und Kaminski” nicht gelesen haben – waren die Personen im Buch auch solche sturen Köpfe?

Ja, die waren sie, doch jeder liest das Buch anders und interpretiert für sich selber, inwieweit es für den Leser nun ein Sturkopf und Egozentriker ist. Im Film ist das festgelegt, da lässt sich das nicht mehr interpretieren. Das ist der große Unterschied zur Literatur.

Sie hatten bei der Pressekonferenz einen Kameramann erwähnt, für den Sie sich eigentlich entschieden hatten, welcher jedoch verstorben ist.

Der Kameramann, mit dem ich all meine Filme gedreht habe, war Martin Kukula. Mit ihm habe ich angefangen. Ich habe ihn kennengelernt, während ich an der Filmhochschule war und meinen Abschlussfilm gedreht habe. Das war sein erster größerer Film und danach haben wir viele zusammen gedreht. Er ist an Krebs verstorben und ein wichtiger Mitarbeiter ist damit weggebrochen. Er ist einfach nicht mehr da gewesen. Der Kameramann ist für mich der wichtigste Partner, den man als Regisseur hat. Die Arbeit mit Martin war eine fast nonverbale. Er fehlt mir heute noch und ist eigentlich gar nicht ersetzbar, auch als Mensch nicht. Doch mit Jürgen Jürges ist die Zusammenarbeit auch ein Vergnügen.

Nun eine inhaltliche Frage zum Film. Wie hat sich der Verdacht Sebastian Zöllners, dass Kaminski gar nicht blind sei, so verhärtet?

Er hat letztendlich keinen Beweis dafür. Zöllner ist ja ein Schaumschläger und will unbedingt sein Buch verkaufen. Er kommt sozusagen mit einem Dummy an, auf dem sein Name schon draufsteht, genauso groß wie „Kaminski“. Den Inhalt will er noch schnell schreiben und behauptet, die Sensation überhaupt zu haben. Das ist ja heute so, man kann Biografien nur noch verkaufen, indem man eine völlig abstruse These hinstellt. Beispielsweise die von Gandhi: Vor zwei, drei Jahren hat ein Engländer eine neue Biografie über Gandhi, die Galionsfigur des gewaltlosen Widerstandes, geschrieben. Die wurde damit genährt, dass Gandhi seine Frauen verprügelt habe. Man braucht halt einen kleinen Skandal als Aufhänger, wenn man etwas verkaufen will. Woher Zöllner diesen Verdacht letztendlich hat, ist unerheblich, und er stellt dann am Ende zu seinem Erstaunen fest, dass er sich anscheinend geirrt hat.

Warum wurden ausgerechnet die 90er Jahre als Schauplatz für den Film gewählt? War das im Buch auch schon so vorgegeben?

Die ganze Kunstszene, wie sie im Buch beschrieben ist, würde mit dem Zeitpunkt, an dem wir angefangen haben zu drehen, nicht mehr übereinstimmen. Man hätte das sehr stark verändern müssen. Die Kunstszene hat sich innerhalb dieser Jahre so unglaublich verändert, dass es nicht mehr glaubwürdig gewesen wäre. Es hätte auch nicht gepasst, wenn es im Jahr 2015 spielt, denn wenn man einmal nachrechnet, wie alt jemand sein muss, um Schüler von Matisse gewesen zu sein, dann müsste Kaminski ja schon weit über 100 sein.

Gibt es ein Idol, das Sie besonders inspiriert hat, den Beruf als Regisseur zu wählen?

Ich gehöre nicht zu den Regisseuren, die in der Talkshow erzählen können, dass sie schon mit sechs Jahren auf dem Schoß des Filmvorführers gesessen haben und, wie heißt es so schön, das Leben für das Kino geschwänzt haben. Dass ich selbst einmal mit dem Kino zu tun haben würde, habe ich selbst im Alter von 20 Jahren noch nicht gewusst. Ich habe zunächst Germanistik und Geschichte studiert, bin also ausgebildeter Historiker, und bin erst über die Kameraarbeit zur Regie gekommen. Es gibt schon Leute, die mich sehr begeistern, und diese beeinflussen mich natürlich auch in meinem Tun. Ich mag Filme von Martin Scorsese, Mike Leigh oder Truffaut, auch Kubrick-Filme gefallen mir sehr, doch ich bin da nicht exzeptionell, denn die gefallen vielen Menschen.

Noch eine kurze Frage zum Schluss: Dürfen wir uns schon auf ein neues Filmprojekt freuen?

Ich plane einen neuen Film und einer der Drehorte soll Buenos Aires sein, aber ich möchte noch nichts Genaueres darüber verraten (schmunzelt).

Herr Becker, vielen Dank für das Gespräch.

Foto:
“Ich und Kaminski”-Regisseur Wolfgang Becker.

16. Deutsches Kino-Festival startet heute

Filmliebhaber, aufgepasst!

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Heute abend startet die 16. Ausgabe des Deutschen Kinofestivals von Buenos Aires. Wie jedes Jahr wartet eine breit gefächerte Auswahl der besten deutschen Filme des letzten Jahres darauf, von den Filmliebhabern in Argentinien entdeckt zu werden.

Das Festival findet bis zum 21. September in den Kinosälen der Village Recoleta und des Village Caballito statt. Das Goethe-Institut Buenos Aires organisiert wie immer als Abschlussfilm einen Stummfilmklassiker mit Live-Musik – in diesem Jahr “Der müde Tod” von Fritz Lang, live untermalt vom “Cue Trío”. Darüber hinaus bietet die Filmabteilung des Kulturinstituts dieses Jahr die neue Festivalsektion “La movida berlinesa” (Die Berliner Bewegung) mit zwei interessanten Beiträgen: “Lust & Sound in West Berlin 1979-1989” und “Tod den Hippies!! Es lebe der Punk”.

Alle Informationen sind auf der Webseite des Festivals zu finden.

Hier einige Kritiken der diesjährigen Festivalbeiträge:

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Deutsches Kinofestival vom 15. bis 21. September

Das 16. “Festival de Cine Alemán” bietet eine spannende Auswahl der besten deutschen Filme des letzten Jahres

Von Susanne Franz

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Sweet Sixteen: Bereits zum 16. Mal erfreut das beliebte “Festival de Cine Alemán” die Filmliebhaber in Buenos Aires. Vom 15. bis zum 21. September wird in den Kinosälen des Village Recoleta und Village Caballito eine vielfältige und mitreißende Auswahl der besten deutschen Filme des vergangenen Jahres zu sehen sein. Den Eröffnungsfilm “Ich und Kaminski” stellt Regisseur Wolfgang Becker (“Good-Bye Lenin”) persönlich vor. Der diesjährige Festival-Stargast wählte auch für seinen neuesten Streifen Daniel Brühl als Hauptdarsteller. Die vergnügliche Komödie mit Tiefgang nimmt den Kunstbetrieb aufs Korn.

Es stehen jede Menge weitere Leckerbissen auf dem Programm: So kann man sich auf den Film “Toni Erdmann” von Maren Ade freuen, der gerade von der internationalen Vereinigung von Filmkritikern und Filmjournalisten (FIPRESCI) als “Film des Jahres” ausgezeichnet wurde. Das komödiantische Familiendrama um den pensionierten Musiklehrer Winfried Conradi (Peter Simonischek) und dessen Tochter Ines (Sandra Hüller) geht für Deutschland ins Rennen um den Auslandsoscar, wie German Films – die Auslandsvertretung des Deutschen Films und in dieser Eigenschaft auch Organsiator des Deutschen Kinofestivals – am heutigen Donnerstag in München bekanntgab.

Doris Dörries neuer Film “Fukushima, mon amour”, in Schwarz-Weiß gedreht, beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Reaktorkatastrophe in Japan und erzählt von einer jungen Deutschen, die helfen will, aber eigentlich genügend Probleme mit sich selbst hat. “Miss Sixty” entführt in die Welt einer arbeitslos gewordenen Sechzigjährigen, die es sich in den Kopf setzt, Mutter zu werden.

Der diesjährige Dokumentarfilm “Fassbinder” von Annekatrin Hendel wird ebenso Aufsehen erregen wie die Hitler-Satire “Er ist wieder da” von David Wnendt. Und der Kinderfilm “Oscar, Rico und das Herzgebreche” wird sicher nicht nur die Kleinen erfreuen.

Das Goethe-Institut Buenos Aires organisiert im Rahmen dieser 16. Festivalausgabe den Stummfilm mit Live-Musik (“Der müde Tod” von Fritz Lang), und darüber hinaus die neue Festival-Sektion “La movida berlinesa” (Die Berliner Bewegung) mit zwei spannenden Beiträgen: “Lust & Sound in West Berlin 1979-1989” und “Tod den Hippies!! Es lebe der Punk”.

Begleitend zum Festival wird der Internet-Kanal Qubit.tv vom 9. September bis zum 20. Oktober gratis 28 deutsche Filme anbieten, viele davon Highlights der vergangenen Festivals.

Festivalbesucher können wieder ihren Lieblingsfilm wählen – es winken viele Preise und als Hauptpreis ein Flugticket nach Deutschland.

Das Programm und alle Informationen sind in Kürze auf der Webseite des Festivals zu finden.

Foto:
In Wolfgang Beckers “Ich und Kaminski” will Sebastian Zöllner (Daniel Brühl) die Lügen des Malers Manuel Kaminski (Jesper Christensen) entlarven und muss feststellen, dass er dem Alten in keiner Weise gewachsen ist.

Die ganze Welt in einer Stadt

Eine weitere Ausgabe von BAFICI ging zu Ende

Von Michaela Ehammer

BAFICI - Konzert 2
Große Begeisterung der Beteiligten, sorgsam und liebevoll gewählte Filme und ein Staraufgebot, das alle Erwartungen übertraf – das war das Filmfestival BAFICI 2016. Doch jetzt sind der Glanz und der Trubel um den Filmemarathon vorbei, das BAFICI-Fieber abgekühlt und Buenos Aires wieder in seinen Normalzustand zurückgekehrt. Überraschendes Auftreten einiger Filmschauspieler bei den letzten Aufführungen, ansehnliche Filme sowie haufenweise Gratis-Vorstellungen bildeten vergangenes Wochenende einen glamorösen Abschluss der 18. Ausgabe des internationalen Filmfestivals der unabhängigen Filme, welches vom 13. bis zum 24. April stattfand und die ganze Welt des Kinos in Buenos Aires vereinte.

So war etwa der offizielle Abschlussfilm “Miles Ahead” – eine Biografie der Jazzlegende Miles Davis im New York der 1980er Jahre – im Teatro Gran Rivadavia bis auf den letzten Platz ausverkauft. So wie einst der Musiker mit virtuosem Trompetenspiel die Herzen der Menschen im Sturm eroberte, machte ihm dies auch Juan Cruz de Urquiza bei seinem anschließenden Konzert – einer Homenage an Miles Davis – gleich.

Auf der Terrasse des Centro Cultural Recoleta bezauberten am Sonntag gleich drei Gratis-Vorführungen alle Altersklassen: Mit “Hacelo Corto” waren verschiedene Kurzfilme vertreten, der BAFICITO-Beitrag “Wallace & Gromit” begeisterte Kinder und Familien, und als krönender Abschluss glänzte “Michael Jackson‘s Journey from Motown to off the Wall” für alle Musikfans auf der Leinwand.

Auch Peter Bogdanovichs Film “The Last Picture Show” aus dem Gastland USA sorgte am Sonntagabend für einen gefüllten Kinosaal bei der letzten Vorstellung im Cine Gaumont. Herzhaftes Lachen, pures Staunen und quälendes Mitgefühl des Publikums füllte in diesen zwei Stunden den Raum.

Für ein ganz besonderes und unvergessliches Erlebnis mit Gänsehautfeeling sorgte zudem am Sonntag ein Klassiker von Leonardo Favio im Malba, bei dem die Filmliebhaber nicht nur einen Schwarzweißfilm mit der unverwechselbaren Graciela Borges sehen konnten, sondern die Grande Dame höchstpersönlich vor Ort war. Wie im gezeigten Film “El dependiente” aus dem Jahre 1969 brillierte sie auch am Abend vor den Zuschauern in einem bezaubernden und eleganten Outfit in Schwarz und Weiß – von der Begeisterung des Publikums zu Tränen gerührt.

Am Samstag waren bereits die strahlenden Sieger gekürt worden. Als großer Hauptdarsteller des 18. BAFICI ging das argentinische Kino im Allgemeinen hervor – es räumte einen Preis nach dem anderen ab. Triumphierender Film des Festivals: “La larga noche de Francisco Sanctis” von Andrea Testa und Francisco Márquez. Der argentinische Film gewann unter anderem mit Diego Velazquez den Preis für den besten Hauptdarsteller, den Publikumspreis sowie zwei weitere inoffizielle Preise (SIGNIS und FEISAL) und sorgte mit einem Sieg in der Kategorie “Bester internationaler Film”, bei der 17 internationale Filme ins Rennen gingen, für die große Überraschung. “La larga noche de Francisco Sanctis” offenbart uns, dass wir unser Schicksal oftmals selber in der Hand haben. Eines Nachts, während der Militärdiktatur, erreichen den bescheidenen Familienvater Informationen über bevorstehende militärische Operationen. Soll Francisco sein eigenes Leben für Fremde riskieren?

Der Preis für den besten Regisseur in der gleichen Kategorie ging an den Ägypter Tamer El Said für sein Werk “In the last days of the city”. Der Film spielt in Kairo, im Jahre 2009, und erzählt die Geschichte von Khalid. Während der Mann dem Verlust seines eigenen Lebens begegnet, versucht er einen Film über die Schwierigkeiten und Schönheiten des Lebens zu drehen.

“Primero Enero” von Darío Mascambroni ist stolzer Gewinner bei einem Preisgeld von 150.000 Pesos der Kategorie “Bester argentinischer Film”. Als “Bester Regisseur” in derselben Kategorie wurde Melisa Liebenthal für ihren Film “Las Lindas” mit einer Prämie von 40.000 Pesos ausgezeichnet.

Als “Bester lateinamerikanischer Film” geht der kolumbianisch-spanische Beitrag “Inmortal” von Homer Etminani hervor und als “Bester Regisseur” in derselben Kategorie wird die Argentinierin María Aparicio für ihren Film “Las Calles” ausgezeichnet. “A Maid for Each” vom Libanesen Maher Abi Samra gewann den Preis “Bester Film – Kategorie Menschenrechte”, und als bester Kurzfilm in der Kategorie “Avantgarde und Geschlecht” wurde “Vintage Print” des Österreichers Siegfried Frühauf von der Jury erkoren.

Das BAFICI lebt seine Tradition, aber es liebt auch den permanenten, jährlichen Neuanfang. So dürfen wir in dieser Ausgabe auf einige Veränderungen zurückblicken: Die Kategorie “Lateinamerika” mit acht herausfordernden Filmen wurde ins Leben gerufen, zahlreiche neue, bisher verborgene Spielstätten wurden für das Filmfestival entdeckt, die Kinobegeisterten durften sich in diesem Jahr wieder über 12 Spieltage freuen und vieles mehr. Lasst uns also gespannt sein darauf, was uns das nächste BAFICI – neben einem Meer aus Blitzlichtern und neuen prominenten Gästen – sonst noch alles bietet, wenn es wieder heißt: Buenos Aires kleidet sich in Filme.

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Nach dem Abschlussfilm “Miles Ahead” von Don Cheadle sorgte ein Konzert mit Juan Cruz de Urquiza für gute Stimmung.
(Foto: BAFICI)

BAFICI: Interview mit Karl-Heinz Klopf

“Mir ist nie langweilig”

Von Michaela Ehammer

bafici_interview2Der in Linz geborene und in Wien lebende Künstler und Filmemacher Karl-Heinz Klopf ist mit gleich sechs Filmen im BAFICI 2016 vertreten. Einen Teil seiner Leidenschaft widmet Klopf der Architektur. Vor zwei Jahren wurde bei der 16. Ausgabe des BAFICI sein Film “Towerhouse” gezeigt. In diesem Jahr ist er jedoch das erste Mal persönlich vor Ort mit dabei: als gefeierter Regisseur und als Juror in der Kategorie “Argentinische Kurzfilme”. Seine Arbeiten beschreibt der Österreicher weniger als spontan, sondern vielmehr als nachhaltig. Weltberühmt war er nie, doch Klopf hat sich in der Branche nicht nur einen Namen gemacht, er etabliert sich auch als Künstler auf diesem Markt. Sein steter Begleiter: Eine große Portion Neugier.

Frage: Warum hast du diesen Beruf gewählt?

Karl-Heinz: Nach dem Studium bin ich in ein großes Loch gefallen und hab mir gedacht: Was mach ich jetzt? Künstlerisch angehaucht und die Leidenschaft zur Architektur ist dann eins ins andere geflossen. Ich habe mir gedacht, es wäre einmal interessant, Architektur vom künstlerischen Aspekt zu sehen. Da ich immer schon gerne und viel gereist bin, vor allem in Städten wie Tokio oder New York City, ist mein Beruf halt irgendwie so entstanden. Zu meinem Begeistern, denn langweilig ist mir nie (lacht).

Frage: Deine Hauptaugenmerke liegen auf Zeichnung, Video, Fotografie, Installationen und Projekten für Architektur und Urbanismus – wie würdest du dich selber bezeichnen?

Karl-Heinz: Ganz einfach als Künstler. Für mich ist in der Kunst nicht eine spezielle Richtung wichtig, ich setze meine Interessen in verschiedenen Medien um. Zeichnungen, Fotografien und Filme – das alles ist ja auch irgendwie miteinander verbunden.

Frage: In deinen Filmen spiegeln sich überwiegend Aspekte aus dem asiatischen Raum wider – warum?

Karl-Heinz: (schmunzelt): Die zeitgenössische sowie die alte Architektur von Japan, speziell von Tokio, interessieren mich schon seit langem. Ich glaube, da liegt die Zukunft der Architektur. Durch mein erworbenes Stipendium in Tokio bin ich dann auch sozial in diese Kultur eingetaucht. Wie die Menschen die Stadt benutzen, um auf engstem Raum zu leben, war einfach faszinierend für mich. So ist 1996 auch mein Film “Splace” entstanden.

Frage: Was zeichnet deine Architektur-Filme aus?

Karl-Heinz: Ich kenne viele Architekturfilme, aber die meisten langweilen mich ehrlich gesagt. Viele sind zwar aufschlussreich im Detail, aber das Künstlerische fehlt. In meinen Filmen versuche ich die Geschichten und Familien, die hinter dem Gebäude stehen, zu erfassen und aufzuzeigen. Vor meinem Studium an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz habe ich den Zweig Hochbau an der Höheren Technischen Lehranstalt besucht. Dies hat bestimmt auch Einfluss auf mein Gesehenes. Das Wichtigste für mich ist: Ein Film muss als Film interessieren.

Frage: Dein neuester Film “A Tropical House” feierte in Buenos Aires Weltpremiere – was fühlst du selber, wenn du mit anderen Leuten deinen Film im Kino siehst?

Karl-Heinz: Also den Film habe ich selber ja schon oft gesehen, aber es ist schon etwas ganz anderes natürlich, seinen Film in so großer Projektion mit Ton und so im Kino anzuschauen. In Österreich wird er dann am 23. April auf dem “Crossing Europe Film Festival” in Linz gezeigt

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Fotos von oben nach unten:

Karl-Heinz Klopf.

Eine Szene aus “A Tropical House”.