Bonus Track: Werner Herzog

Ab heute Gratis-Filmzyklus im Palais de Glace

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Am heutigen Freitag, dem 19.12., beginnt im Palais de Glace (Posadas 1725, Buenos Aires) mit Unterstützung des Goethe-Instituts Buenos Aires eine Reihe mit Filmen von Werner Herzog. Bis zum 28. Dezember werden jeweils freitags, samstags und sonntags um 19 Uhr Werke des berühmten deutschen Filmemachers zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.

Schon im Juli und August war im “Kino Palais” mit großem Erfolg ein Herzog-Filmzyklus gezeigt worden. Der jetzt anlaufende “Bonus Track” umfasst Kino- und Fernsehdokumentationen, filmische Essays und zwei der bekanntesten Kinofilme Herzogs.

Programm:

19.12., 19 Uhr: “El diamante blanco” (The White Diamond) – Deutschland 2004. 88 Min.
Der englische Luftfahrt-Ingenieur Dr. Graham Dorrington hat sich von einer schweren Tragödie, die sich 10 Jahre zuvor ereignete, immer noch nicht wirklich erholt. Er konstruierte für den deutschen Tier- und Naturfilmer Dieter Plage ein Luftschiff namens White Diamond, mit dem dieser im Dschungel von Sumatra spektakuläre Impressionen auf luftigen Höhen sammeln wollte. Doch das Gefährt verfing sich in den Baumkronen und brach auseinander. Plage stürzte 50 Meter in die Tiefe und erlag später seinen Verletzungen. Herzog brachte den traumatisierten Konstrukteur dazu, ein neues Luftschiff zu bauen, mit dem der Filmemacher über die Baumwipfel des Dschungels in Guyana schweben und Bilder sammeln kann.

20.12., 19 Uhr: “La salvaje y azul lejanía” (The Wild Blue Yonder) – D 2005. 81 Min.
Science-Fiction-Film: Aliens, die selbst auf der Suche nach einem neuen Lebensraum sind, finden eine unbewohnbar gewordene Erde.

21.12., 19 Uhr: “Herakles” – D 1962. 10 Min.
Der erste und kürzeste Film des damals 20-jährigen Herzog über 6 der 12 Aufgaben des Herakles.
“La Soufrière” – D 1976. 30 Min.
1976 verlassen fast alle die Karibikinsel Guadalupe, auf der sich ein Vulkanausbruch ereignen soll. Herzog und seine Crew bleiben, um die Katastrophe – die ausbleibt – zu filmen. Und sie treffen andere, die geblieben sind, auch wenn dies ihren Tod hätte bedeuten können.
“Fata Morgana” – D1970. 79 Min.
Poetisch-surrealistische Reise durch Afrika.

27.12., 19 Uhr: “Aguirre, la ira de Dios” (Aguirre, der Zorn Gottes) – D 1972. 93 Min.
Eine Expedition spanischer Konquistadoren versucht El Dorado, die Stadt aus purem Gold, ausfindig zu machen. Die Gier nach dem Gold treibt sie, nach einer von Don Lope de Aguirre angeführten Meuterei, immer weiter ins unbarmherzige Urwald-Dickicht.

28.12., 19 Uhr: “Fitzcarraldo” – D 1981. 158 Min.
Iquitos um 1900: Nach einem gescheiterten Eisenbahnprojekt plant Brian Sweeney Fitzgerald, genannt Fitzcarraldo, bereits seinen nächsten Coup. Mitten im Urwald will er ein Opernhaus errichten.

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“The Wild Blue Yonder” – Herzogs Science-Fiction-Film von 2005.

Martí­n Blaszko-Doku in Berlin

Heute im 18m-Salon “Martín Blaszko III”

blaszkoIm 18m-Salon in Berlin wird am heutigen 18. Dezember ein Dokumentarfilm über Martín Blaszko, einen der wichtigsten argentinischen Bildhauer des 20./21. Jahrhunderts, gezeigt, der, in Berlin geboren, 1939 mit seiner jüdischen Familie Deutschland verlassen hatte. 1952 wurde er für sein Werk “Monument für einen unbekannten politischen Gefangenen”, das in der Tate Gallery London ausgestellt wurde, ausgezeichnet. Im selben Jahr repräsentierte er Argentinien auf der Biennale von Sao Paolo, kuratiert von Julio E. Payró.

Der Film gibt gleichermaßen Einblick in sein Werk wie in seine Künstlerpersönlichkeit. Nach Vorführung des Films (der Teil III einer Trilogie ist) wird es die Möglichkeit geben, dem Regisseur des Films, Ignacio Masllorens, via Skype Fragen zu stellen, Dafne Narvaez wird das Gespräch moderieren. Der Film ist in spanischer Sprache mit englischen Untertiteln.

Martín Blaszko (1920 in Berlin geboren, 2011 in Buenos Aires gestorben) war einer der Gründer der Gruppe Madí und wird als einer der wichtigsten Repräsentanten der abstrakten Geometrie Lateinamerikas bezeichnet. Der Dokumentarfilm, der die Vorbereitungen und Aufbauarbeiten zu einer Ausstellung zeigt, die die letzte sein sollte, die er selbst erlebte, ist Teil einer Trilogie über sein Werk.

Als besonderes Extra wird außerdem ein experimenteller Kurzfilm gezeigt, den der Bildhauer selbst gedreht hat: “Vom Punkt zur Form” (s/w-Film, “Del punto a la forma”, ca. 1954) und der in Vergessenheit geraten war, bis Ignacio Masllorens ihn im Zusammenhang mit der Recherche zu seinem Dokumentarfilm ans Licht holte. Blaszko verwendet bewegte Bilder und spielt mit Perspektiven, um von Gesetzen der Geometrie und anderen Aspekten zu sprechen, die für sein Werk wichtig sind. Momentweise erinnern die schlichten Bildkompositionen in ihrer Eleganz an experimentelle Filme eines Walter Ruttman oder Hans Richter. Die dem Film unterlegte Musik stammt von seinem in Paris lebenden Enkel Ary Carpman.

  • 18m-Salon
  • Akazienstraße 30, 2. OG
  • 10823 Berlin-Schöneberg
  • Einlass ab 18 Uhr, Beginn 18.30 Uhr
  • Eintritt frei

Info en castellano aquí.

Verborgene Seiten: Dokus über Schriftsteller

Heute im Kinozyklus “El escritor oculto”: “After Sebald”

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Am 3. Dezember begann im Malba mit “René Char, nombre de guerra Alejandro” von Jérôme Prieur (2011) der dritte Filmzyklus “El escritor oculto” (Der verborgene Schriftsteller) mit drei Dokumentationen über herausragende Persönlichkeiten der europäischen Literatur (René Char, W. G. Max Sebald und James Joyce), aus der Sicht junger Filmemacher. Der Eintritt ist frei, Einlassbegrenzung ist die Kapazität des Saales.

Am heutigen Mittwoch wird um 20 Uhr “Patience (After Sebald)” von Grant Gee (2011) gezeigt, ein vielschichtiges, filmisches Essay über Landschaft, Kunst, Geschichte, Leben und Verlust. Der Dokumentarfilm ist eine Auseinandersetzung mit dem Werk und Wirken des deutschen Schriftstellers W. G. Sebald (1944-2001), angelehnt an sein Werk “Die Ringe des Saturn. Eine englische Wallfahrt” von 1995.

“Patience (After Sebald)” – Großbritannien 2011. 82 Min. Englisch mit Untertiteln. Regie: Grant Gee. Mit Jonathan Pryce.

Kommenden Mittwoch, 17.12., endet der Zyklus “El escritor oculto” mit “The Joycean Society” von Dora García (2013).

Wunderkind? Nichts für Mädchen!

Neu im Kino: Nannerl, die Schwester Mozarts

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Maria Anna “Nannerl” Mozart (Marie Féret) ist die fünf Jahre ältere Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart (David Moreau) und genauso wie er ein musikalisches Wunderkind. Ursprünglich war sie die, die auf der Bühne spielte, jedoch gab sie für ihren jüngeren Bruder den Weg als Hauptattraktion frei. Ihr strenger, aber doch liebender Vater Leopold (Marc Barbé) reist mit seinem talentierten Nachwuchs während der Vorzeit zur Französischen Revolution durch die königlichen Fürstenhöfe. Als Nannerl sich dem heiratsfähigen Alter nähert und ihr nun verboten ist, Violine zu spielen oder zu komponieren, beginnt sie, zu rebellieren. Die Freundschaft mit dem Sohn und der Tochter von Louis XV offenbart eine Alternative.

“Nannerl, la hermana de Mozart” (Nannerl, la soeur de Mozart) – Frankreich 2010. 115 Min. Drama ohne Altersbeschränkung. Französisch mit Untertiteln. Regie: René Féret. Mit Marie Féret, Marc Barbé, David Moreau.

“Klappe zu und Vorhang auf!”

Mar del Plata im Film-Fieber

Von Michaela Ehammer

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Was haben filmische Größen wie Alfred Hitchcock, Daniel Tinayre oder Ingmar Bergman gemeinsam? Ihre Filme waren unter anderem Teil beim 29. “Festival Internacional de Cine” in Mar del Plata, welches vom 22. bis 30. November stattfand. Und so verwandelte sich der Mode-Ferienort Argentiniens in ein Meer aus Blitzlichtgewitter, prominenter Gäste wie Viggo Mortensen, Journalisten und Fotografen – fast so wie in Hollywood.

“Die Leidenschaft und die Liebe für Filme vereint uns hier im Kino, um gemeinsam in neue Welten einzutauchen”, so Intendant Fernando Spiner. Das Seebad Mar del Plata wurde vom Film-Fieber gepackt und mit ihm seine Einwohner und Besucher. Wer von den 376 Beiträgen aus 42 Ländern so viele wie möglich anzuschauen versuchte, eilte den ganzen Tag von Kino zu Kino und von einem Beitrag zum nächsten in der Stadt herum – wie bei einem Marathonlauf. Und das für unschlagbare 20 Pesos pro Film!

Alle Sektoren der Filmindustrie waren vertreten, darunter unter anderem internationale, lateinamerikanische und argentinische Filme, Retrospektiven, unveröffentlichte Filme sowie große Klassiker. Der Film “Pasolini”, ein Drama von Regisseur Abel Ferrara, war eindrucksvoller Auftakt des Festivals, und Esteban Sapirs bewegender Kurzfilm brachte dem Zuschauer vor jedem Film die wichtigsten Momente aus den vergangenen Festivals in Erinnerung, verbunden mit ästhetischen Aufnahmen der Umgebung.

Am Samstag, dem 29. November, wurden die Gewinner in den drei Kategorien International, Lateinamerika und Argentinien ausgezeichnet. Die Preise verteilten sich in die ganze Welt. Als großer Sieger des Festivals ging “Come to My Voice” des türkischen Regisseurs Hüseyin Karabey hervor, der in seinem Film die Geschichten gewöhnlicher Charaktere beschreiben wollte, welche auf der Leinwand nur selten zu sehen seien. Er wolle seinen Zuschauern sowohl Tränen als auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern und auf viele Dinge in unserem Leben aufmerksam machen.

Der Film handelt von Berfé und Jiyan. Die Suche nach einer Waffe, um den Vater von den türkischen Polizeikräften wieder freizubekommen, führt die beiden auf einen langen Fußmarsch durch die atemberaubende kurdische Bergwelt – zuerst zu Verwandten, dann weiter ins Ungewisse. Berfé beweist auf ihrer Reise Mut und Beharrlichkeit und Jiyan erfährt, was man in der Welt der Erwachsenen zum Überleben braucht. Großmutter und Enkelin begegnen traditionellen Geschichtenerzählern, werden Teil von deren Erzählungen und weben auch selbst am poetischen Ganzen dieses auf vielen Ebenen angelegten Films.

Die Auszeichnung für die beste Regie ging an den Franzosen Mathieu Amalric für seinen Film “La chambre bleu”, basierend auf dem gleichnamigen Roman von George Simenon. Den Preis für das beste Drehbuch erhielt die Italienerin Alice Rohrwacher für “Le meraviglie”, wo sie auch Regie führte. Der Südkoreaner Park Jungbum wurde als bester Schauspieler im Film “Alive” gekürt, während Negar Javaherian als beste Darstellerin für ihre Rolle im iranischen Beitrag “Melbourne” ausgezeichnet wurde. Im lateinamerikanischen Wettbewerb des Festivals setzte sich der brasilianische Film “Branco sai, preto fica” von Adirley Queirós durch.

Jahr für Jahr hat sich das Festival in Mar del Plata als eine bedeutende Ausstellung der Filmindustrie etabliert und ist heutzutage zu einem Muss für Filmemacher, Schauspieler, Produzenten und Filmliebhaber geworden. Mehr als 100 Freiwillige aus Mar del Plata und Umgebung haben an dem Festival, das 1954 zum ersten Mal stattfand, mitgewirkt. Fast täglich gab es Sonderprogramme, und die Ausstellung “29/60” im Foyer des “Teatro Auditorium” brachte Filmbegeisterte auf die Spuren der 60-jährigen Geschichte des Film-Festivals. Am Donnerstag konnten die Besucher Damián Szifróns neuesten Film und Argentiniens Beitrag für den Aulandsoscar “Relatos Salvajes” in einem Open-Air-Kino bewundern. Ganz großes Kino eben!

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Filme über Filme – das diesjährige Festival bot eine große Vielfalt.
(Foto: Michaela Ehammer)

Mit eiskaltem Humor auf Oscar-Kurs

Argentinien schickt “Relatos salvajes” ins Rennen um den besten nicht-englischsprachigen Film

Von Michaela Ehammer

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Am Dienstag wurde von der “Academia de las Artes y Ciencias Cinematográficas de la Argentina” der nationale Vertreter im jährlichen Rennen um den Auslandsoscar bekanntgegeben: “Relatos salvajes”. Die bitterböse Episoden-Komödie voller schwarzem Humor von Damián Szifron ging schon bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes, Toronto und Telluride als Publikumsliebling hervor. Zudem wurde er als Bester Lateinamerikanischer Film beim Spanischen Goya-Filmpreis ausgezeichnet.

“Relatos salvajes” ist ein wilder Episodenfilm, der aus sechs Geschichten besteht, die zwar inhaltlich nicht zusammenhängen, thematisch aber trotzdem verknüpft sind. Im ersten Teil entdecken die Reisenden in einem Flugzeug, dass sie alle denselben gescheiterten Musiker kennen. In der zweiten Episode muss sich eine Kellnerin mit einem Wüstling aus ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Die dritte Geschichte sorgt nicht nur für Aggressivität im Straßenverkehr, sondern auch für allgemeine Heiterkeit. Im nächsten Teil wird ein Familienmann gezeigt, wie er sich mit Abschleppwagen und Strafzetteln auf eher unorthodoxe Weise herumschlägt. In der vorletzten Episode geht es um die schmutzigen und traurigen Einzelheiten bei einer Fahrerflucht. Am Schluss findet die frischgebackene Braut während der Hochzeitsfeier heraus, dass ihr Angetrauter sie betrogen hat. Ihre Entrüstung darüber nimmt eine überraschende Wende und bringt so manchen Gast ins Krankenhaus. Ein knallharter Film, der das Leben auf gröbste Weise widerspiegelt und damit glasklar zeigt: Jeder dreht einmal durch!

Am 15. Januar 2015 gibt die “Academy of Motion Picture Arts and Sciences” in Los Angeles bekannt, welche fünf Filme in die Endauswahl für den besten nicht-englischsprachigen Film kommen. Bisher sind bereits Beiträge aus 69 Ländern eingereicht worden. Für Deutschland wird das Schiller-Epos “Die geliebten Schwestern” von Dominik Graf an den Start gehen, Österreich schickt die ORF-Koproduktion “Das finstere Tal” von Andreas Prochaska ins Rennen, für die Schweiz bewirbt sich “Der Kreis” von Stefan Haupt. Die Oscar-Verleihung ist dann am 22. Februar 2015.

Volles Haus zur Eröffnung

“Banklady” lockte zum Auftakt des 14. Deutschen Kinofestivals

Von Marcus Christoph

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Der Kinosaal 6 im Village Recoleta war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Gustav Wilhelmi, der Repräsentant von German Films in Buenos Aires, konnte sich freuen, zahlreiche Besucher zur Eröffnung des 14. Deutschen Kinofestivals in der argentinischen Hauptstadt begrüßen zu können. Ehrengast der Veranstaltung am vorigen Donnerstag war Regisseur Christian Alvart, dessen Film “Banklady” den Auftakt für die Filmfestwoche machte.

Bevor der Vorhang aufging, hatte Wilhelmi noch die angenehme Aufgabe, mehrere Schüler der hiesigen Pestalozzi-Schule und der Deutschen Schule Córdoba auszuzeichnen. Sie hatten einen von der Pestalozzi-Schule organisierten Wettbewerb gewonnen, bei dem es galt, auf Deutsch einige Filmsequenzen zum Thema “Mauern” zu drehen. Insgesamt nahmen fünf Schulen teil.

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Alvart lobte und ermutigte die Jugendlichen, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzumachen. Er selber habe auch so begonnen. “Ich habe Kino nicht studiert, sondern einfach immer drauf los gedreht”, so der erfolgreiche Regisseur aus Deutschland.

Die formelle Eröffnung nahm Dr. Klaus Schmidt als Geschäftsträger der Deutschen Botschaft vor. Der Gesandte hatte dabei auch schon eine Anregung für das Festival im kommenden Jahr parat. So schlug er augenzwinkernd vor, den Dokufilm “Der goldene Pokal – Die Reise zum 4. Stern” über den WM-Triumph der DFB-Elf zu zeigen, der in Kürze in die deutschen Kinos kommen soll. Ob sich die argentinischen Festivalbesucher daran erfreuen können, bleibt indes abzuwarten. Schließlich war die Finalniederlage für die Argentinier ja durchaus schmerzhaft.

Im Anschluss an “Banklady”, einem spannenden Drama über Deutschlands erste Bankräuberin Gisela Werler, luden die Veranstalter zu einem Empfang ins nahe gelegenen Loi Suites Hotel Recoleta ein. Dabei bestand Gelegenheit zum Plausch mit Alvart und den Festivalmachern.

Am folgenden Vormittag stand der Regisseur auch zahlreichen Jugendñichen Rede und Antwort, die bei Schülervorführungen “Banklady” sahen. Des Weiteren wurde auch der Film “Westen” von Christian Schwochow gezeigt. Insgesamt kamen 577 Schüler in den Genuss eines Filmvormittages. Sie kamen von folgenden Schulen: Pestalozzi-Schule, Goethe-Schule, Rudolf-Steiner-Schule, Deutsche Schule Villa Ballester, Instituto Cultural Roca (Hurlingham), Berufsbildungszentrum Villa Ballester, Schiller-Schule (Villa del Parque), Deutsche Schule Lanús, Deutsche Schule Temperley und Colegio Alemán Eduardo Holmberg (Quilmes).

Fotos von oben nach unten:

(v.r.n.l.) Regisseur Christian Alvart, Maike Schantz (Koordinatorin German Films für Südamerika) und Michael Kratz (Kulturreferent Deutsche Botschaft) beim Empfang im Loi Suites Hotel.
(Foto: Marcus Christoph)

Gustav Wilhelmi zeichnet die Schüler aus, die beim Filmwettbewerb gewonnen haben.
(Foto: Marcus Christoph)

Fernweh und Liebe

Das hochkarätige Programm des 14. “Festival de Cine Alemán” entführt den Zuschauer in verschiedene Welten und Gemütszustände

Von Susanne Franz

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Es stimmt schon, viele der Filme des 14. Deutschen Kinofestivals von Buenos Aires, das bis zum 17. September läuft, laden den Zuschauer tatsächlich nach Deutschland ein. “Banklady” spielt etwa in einem Hamburg der 60er-Jahre, “Fack ju Göhte” in München, “Westen” in Berlin in der Zeit des Kalten Krieges, “Die Frau hinter der Wand” oder “Ummah – Unter Freunden” im modernen Berlin, “Love Steaks” an einem Ort an der Ostsee. Viele andere Filme des diesjährigen hochkarätigen Programms entführen aber in – aus deutscher Sicht – ferne und exotische Länder und tragen so dem Fernweh, das die romantische Seele der Deutschen prägt, Rechnung.

“Exit Marrakech” zeigt in prächtigen Bildern auf vielschichtige Weise Marokko, die aufwühlende Dokumentation “Art War” hat den arabischen Frühling in Ägypten zum Thema. Doris Dörries Tragikomödie “Alles Inklusive” spielt im spanischen Torremolinos, einst ein Traumziel der Deutschen. In “Zeit der Kannibalen” wird mit feiner Ironie eine Generation von Managern aufs Korn genommen, die um die ganze Welt reist, aber eigentlich nur das Hotelzimmer und die Minibar kennt. Der Film für die ganze Familie “Die schwarzen Brüder” beginnt im Tessin des 19. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte des 14-jährigen Giorgio, dessen Familie ihn aus Not an einen Kinderhändler (herrlich als Fiesling: Moritz Bleibtreu) verkauft, der ihn mit anderen nach Mailand bringt, wo die Kinder als Kaminfeger ausgebeutet werden.

Die Liebe in allen ihren Farben und Formen ist das andere große Thema des diesjährigen Festivals, sie durchzieht die Beiträge wie ein roter Faden und würzt auch historische Themen wie die Schiller-Geschichte “Die geliebten Schwestern” um eine Dreiecksbeziehung. Zwei junge Außenseiter finden sich in “Love Steaks”, Anbetung aus der Ferne versus echte Liebe ist das Thema von “Dear Courtney”. In “Die Frau hinter der Wand” wird das Verlangen nach der schönen Nachbarin zur Besessenheit und stürzt einen jungen Mann ins Verderben. Dagegen ist in “Fack ju Göhte” oder “Banklady” Romantik großgeschrieben.

“Alles Inklusive” zeigt ein Panoptikum an Menschen, die in der Liebe versagt haben und versagen, zugegebenermaßen auf sehr unterhaltsame Weise. So wird eine Sexszene zwischen Ingrid (Hannelore Elsner) und Helmut (Axel Prahl) wohl als eine der skurrilsten Anekdoten der jüngsten deutschen Kinogeschichte in die Annalen eingehen. Auch der Frage, ob die Brüste der Schauspielerin, die die junge Ingrid als Hippiemädchen darstellt, wirklich – und der Zeit entsprechend – echt sind, hängt dem Zuschauer noch lange nach.

Das Festival, das mit mehr Filmen und mehr Vorstellungen als je zuvor glänzt, findet im Kinokomplex Village Recoleta und erstmals auch im Kino Arte Multiplex Belgrano statt. Es wird wieder ein Publikumspreis vergeben, zur Teilnahme kann man in den Vorstellungen ausliegende Zettel ausfüllen. Unter denen, die mitmachen, werden schöne Preise verlost.

Die Einzelkarte kostet in diesem Jahr 65 Pesos, es gibt ermäßigte Abonnements, die man ausschließlich an den Kassen erwerben kann. Einzelkarten bekommt man auch auf den Webseiten des jeweiligen Kinos.

Alle Informationen und das Programm finden sich auf der Webseite des Fesrivals.

Einige ausgewählte Kritiken (von A-Z):

“Alles Inklusive” (123 Min.) von Doris Dorrie

Von Susanne Franz

Eine lustige Komödie ist er nicht gerade, der neue Film “Alles Inklusive” von Doris Dörrie, aber wie immer eine mutige und im unverwechselbaren Stil der Kino-Poetin erzählte Geschichte. Ingrid (Hannelore Elsner), eine gealterte Hippie-Mutter, wird von ihrer Tochter Apple (Nadja Uhl) nach einer Hüft-OP nach Spanien in ein “All inclusive”-Hotel zur Erholung geschickt. Am selben Ort hatte sich das junge Blumenmädchen vor langer Zeit in den erfolgreichen Karl verliebt, was schreckliche Folgen für dessen Familie und vor allem den jungen Sohn Tim hatte.

Tim (Hinnerk Schönemann) nennt ich heute meist Tina und erkennt Ingrid wieder, als sie sich im Hotel über den Weg laufen, wo Ingrid auch noch weitere absonderliche Begegnungen hat.

Währenddessen hat die beziehungsgestörte Tochter “Äpfelchen” zu Hause auch ihr Päckchen zu tragen: Ihr Hund Dr. Freud muss operiert werden, der Tierarzt (Fabian Hinrichs) gefällt ihr und sie bemüht sich ziemlich erfolglos, ihn nicht zu vergraulen, schließlich verliert sie gar ihren Job und fährt zu Muttern nach Spanien, wo auch sie von der Vergangenheit eingeholt wird.

“Banklady” (118 Min.) von Christian Alvart

Von Susanne Franz

Deutschland, 60er-Jahre: Die schüchterne, 30-jährige Gisela Werler (Nadeshda Brennicke) arbeitet in einer Tapetenfabrik und wohnt immer noch bei ihren Eltern. Kollege Uwe (Andreas Schmidt) macht ihr Avancen, aber sie zögert. Als sie Uwes Kumpel Hermann (Charly Hübner) kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf, und sie tut alles, um ihn zu kriegen: zum Beispiel Bankräuberin werden… Gemeinsam überfällt das Paar an die 20 Banken, verfolgt vom besessenen Kommissar Fischer (Ken Duken)…

Christian Alvart hat die wahre Geschichte der ersten Bankräuberin Deutschlands temporeich, spannend und mit viel Herz verfilmt. Der Regisseur reiste als diesjähriger Ehrengast des 14. Deutschen Kinofestivals nach Buenos Aires, auf der Pressekonferenz sprach er ausführlich über seinen Film.

“Dear Courtney” (89 Min.) von Rolf Roring

Von Susanne Franz

Es ist ein schönes kleines Roadmovie, eine Liebes- und Coming-of-Age-Geschichte, die von einer abenteuerlichen Idee ausgeht: “Dear Courtney” ist Anfang der 90er-Jahre angesiedelt und erzählt von der unerwiderten Liebe von Paul Thomas (Jonas Ney) zu der älteren Saskia, die er Jahr um Jahr anbetet und der er Hunderte Lieder schreibt, mit denen er sich vor aller Welt lächerlich macht. Eines Tages fällt ihm ein besonderer Riff ein, und er schickt den Song an David Geffen. Dann hört er ihn im Radio: Es ist der Welthit von Nirvana “Smells Like Teen Spirit”.

Zusammen mit Knochen, seinem heruntergekommenen Manager, dem Rocker Kalle, der auch in Saskia verknallt ist und ein Auto hat, und einem Magazinherausgeber, der immer an den seltsamsten Orten auftaucht, verfolgt Paul die Band Nirvana auf ihrer Tournee durch ganz Deutschland, um von Kurt Cobain Genugtuung zu verlangen. Als er in den Augen Saskias endlich Rockstar-Status erlangt hat, merkt er, dass er eigentlich ein anderes Mädchen liebt.

“Die geliebten Schwestern” (170 Min.) von Dominik Graf

Von Marcus Christoph

Vor drei Jahren gab es beim deutschen Kinofestival in Buenos Aires den Streifen “Goethe!” zu sehen. In diesem Jahr ist mit Friedrich Schiller der andere der beiden Dichterfürsten an der Reihe: In Dominik Grafs Film “Die geliebten Schwestern” geht es um eine Dreiecksbeziehung zwischen dem Poeten und den beiden Schwestern Caroline und Charlotte von Lengefeld. Beide verlieben sich in Schiller, der seinerseits auch beiden gleichermaßen zugetan ist. Um die Ménage-à-trois auf Dauer zu ermöglichen, beschließen sie, dass Schiller (Florian Stetter) Charlotte (Henriette Cunfurius), die jüngere der beiden Schwestern, heiratet. So soll gewährleistet sein, dass der aufstrebende Dichter auch den innigen Kontakt zu Caroline (Hannah Herzsprung) weiter pflegen kann. Diese hatte sich schon frühzeitig für Mutter und Schwester aufgeopfert, indem sie im Interesse ihrer Familie aus wirtschaftlichen Erwägungen den Freiherrn von Beulwitz heiratete. Seit dem frühen Tod des Vaters waren die von Lengefelds in finanzielle Engpässe geraten.

Wie sich denken lässt, bleibt die Dreieckskonstellation zwischen dem Dichtergenie und den beiden Schwestern nicht frei von Spannungen. Caroline will mehr sein als nur eine Platzhalterin für ihre ältere Schwester. Diese wiederum findet sich nur schwer damit ab, an den Rand gedrängt zu werden.

Auch wenn “Die geliebten Schwestern” in erster Linie ein lebendiges Beziehungsdrama ist, so erfährt der Zuschauer en passant doch auch viel über das Leben und Wirken Schillers: Sein erstes Treffen mit Goethe, seine berühmte Antrittsvorlesung an der Universität Jena, die Herausgabe der Zeitschrift “Die Horen” und schließlich sein früher Tod infolge von Tuberkulose. Im Hintergrund taucht auch die Französische Revolution auf, als Epoche bestimmendes Ereignis jener Jahre. Die 170 Minuten vergehen auf diese Weise kurzweilig, unterhaltsam und auch lehrreich.

“Exit Marrakech” (122 Min.) von Caroline Link

Von Susanne Franz

Da stimmt einfach alles: Das sensible Vater-Sohn-Drama “Exit Marrakech” ist eine cineastische Perle, in wunderschönen Bildern scheinbar mühelos von der Oscar-preisgekrönten Regisseurin Caroline Link erzählt.

Ben (Samuel Schneider) ist ein Internatsschüler, der die Sommerferien mit seinem Vater (Ulrich Tukur) in Marokko verbringen soll, wo er seinen 17. Geburtstag feiert. Er ist Diabetiker, und der Mutter (Marie-Lou Sellem), einer Orchestermusikerin, die viel unterwegs ist, fällt es schwer, den Jungen zum Vater, von dem sie schon lange getrennt ist, reisen zu lassen.

Bens Vater ist ein erfolgreicher und ziemlich arroganter Theaterregisseur, der im Rahmen des deutsch-marokkanischen Kulturaustauschs gerade mit einem Stück auf Tournee in Marokko ist. Er kennt Ben kaum und weiß nicht, was er mit ihm anfangen soll, und Ben zeigt ihm die kalte Schulter.

Doch dann nimmt Ben den Ratschlag seines Direktors, den dieser ihm mit auf den Weg in die Ferien gegeben hatte, wörtlich: Er haut ab und stürzt sich in ein Abenteuer mit Karima (Hafsia Herzi). Sein vor Wut schäumender Vater macht sich auf die Suche nach dem Jungen. Für beide wird es eine unvergessliche Reise.

“Fack ju Göhte” (118 Min.) von Bora Dagtekin

Von Susanne Franz

Er war der Lieblingsfilm des deutschen Kinopublikums im Jahr 2013, und er wird auch die argentinischen Filmfreunde nicht enttäuschen: “Fack ju Göhte” ist eine rundum gelungene Komödie mit viel Herz und Gefühl. Zeki Müller (Elyas M’Barek) wird nach 13 Monaten aus dem Knast entlassen und ist von einem einzigen Gedanken beseelt: das versteckte Geld aus seinem letzten Bruch auszugraben. Dummerweise wurde in Zekis kleiner Abwesenheit dort, wo sein Schatz liegt, die neue Turnhalle einer Gesamtschule gebaut.

Zeki ist nicht auf den Kopf gefallen: Er bewirbt sich für den freigewordenen Hausmeisterposten. Beim Vorstellungsgepräch kommt es ihm schon ein bisschen komisch vor, dass nur gestrenge ältere Damen im Zimmer sitzen … und zack, hat er durch ein Missverständnis eine Aushilfslehrerstelle.

Zeki, der nicht mal Abitur hat, geschweige denn ein Staatsexamen, erweist sich als Naturtalent. Bald schon fressen ihm nicht nur die Schüler aus der Hand, sondern auch die Streber-Lehrerin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth), bei der er untergeschlüpft ist. Zeki, der sein Ziel – das Geld – immer mehr aus den Augen verliert, glaubt schon beinahe daran, dass es auch für ihn eine echte Chance im Leben geben könnte. Doch dann bricht eine etwas fülligere Schülerin beim Sprung über den Kasten in den Tunnel ein, den Zeki zu der Beute gegraben hatte…

“Love Steaks” (89 Min.) von Jakob Lass

Von Marcus Christoph

Die Liebeskomödie “Love Steaks” ist schon ein wenig skurril. Der eher schüchterne Clemens (Franz Rogowski) fängt in einem Wellnesshotel an der Ostsee als Masseur an. Dort trifft er auf die ausgeflippte Lara (Lana Cooper), die in der Hotelküche eine Ausbildung absolviert. Die beiden verlieben sich ineinander, und sie treffen eine Vereinbarung: Wenn Lara die Hände vom Alkohol lässt, will Clemens an sich arbeiten, seine Ängste im Umgang mit den Mitmenschen zu überwinden. Vor diesem Hintergrund entwickeln sich bizarre und tragikomische Situationen. Die Handlung spitzt sich zu, als Clemens vor der versammelten Hotelleitung seinen Dienst quittiert. Fälschlicherweise hatte er angenommen, dass Lara wegen ihrer Alkoholprobleme gekündigt worden sei. Tatsächlich aber hatte seine Freundin ihn hinters Licht geführt. Entsprechend emotionsgeladen ist das Finale am Strand.

“Love Steaks”, das mehrfach prämierte Spielfilmdebüt von Regisseur Jakob Lass, bietet auch einen authentischen Einblick in die deutsche Arbeitswelt. Denn außer den beiden erwähnten Protagonisten sind alle weiteren Darsteller Angestellte des Drehort-Hotels im mecklenburg-vorpommerschen Ahrenshoop. Sie spielen gewissermaßen sich selbst. Der Zuschauer wird zudem verwöhnt mit tollen Aufnahmen von der Ostseeküste, die eine grandiose Kulisse abgibt. Wer bereit ist, sich auf einen unkonventionellen Film einzulassen, wird nicht enttäuscht werden.

“Westen” (102 Min.) von Christian Schwochow

Von Marcus Christoph

Im Westen ein neues Leben zu beginnen. Das ist der Wunsch von Nelly Senff (Jördis Triebel), der Protagonistin in Christian Schwochows Film “Westen”. Nach dem mysteriösen Unfalltod ihres Lebensgefährten, eines sowjetischen Physikers, stellt die 30-jährige Chemikerin einen Ausreiseantrag und kann 1978 mit ihrem Sohn Alexej die DDR verlassen. Doch der Neuanfang erweist sich als schwierig. Nelly und Alexej finden sich im Aufnahmelager Marienfelde wieder. Dort muss Nelly zunächst jede Menge Bürokratie und Verhöre über sich ergehen lassen. Eigentlich Dinge, die sie durch ihre Ausreise aus der DDR meinte, hinter sich gelassen zu haben. CIA-Agent John Bird (Jacky Ido) interessiert sich besonders für die Vergangenheit ihres verschollenen Ex-Partners, der als Wissenschaftler Kurierdienste für die Sowjets geleistet haben soll. Aber auch unter den Insassen im Aufnahmelager grassiert Misstrauen. Der Einzelgänger Hans (Alexander Scheer) kümmert sich auffällig um Nelly und vor allem um Alexej. Ist er gar ein Stasi-Spitzel?

Der Film, der auf dem autobiografischen Roman “Lagerfeuer” von Julia Franck aufbaut, reflektiert die Zeit des Kalten Krieges und der deutschen Teilung. Interessant ist dabei die Perspektive, dass beide Seiten des Eisernen Vorhangs durchaus kritisch betrachtet werden. Auch im Westen gilt es mitunter Widrigkeiten und Schikanen zu überwinden, um sich eine selbstbestimmte Existenz aufzubauen. Schwarzweißmalerei, einfache Gut-und-Böse-Klischees greifen zu kurz. Ein differenzierter Blick ist angebracht zum Verständnis der jüngeren deutschen Geschichte. Das vermittelt der Film knapp ein Vierteljahrhundert nach dem Fall der Berliner Mauer.

“Wolfskinder” (94 Min.) von Rick Ostermann

Von Marcus Christoph

Es ist richtig harte Kino-Kost: “Wolfskinder”, der Debütfilm von Regisseur Rick Ostermann. Bei dem Streifen, der erst vor kurzem in Deutschland in die Kinos kam, geht es um deutsche Kinder, die nach den Wirren von Krieg und Vertreibung elternlos durch die Wälder Ostpreußens irrten. Im Zentrum der Handlung steht der 14-jährige Hans (Levin Liam), der sich nach dem Hungertod seiner Mutter mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Fritz zu einem Bauernhof in Litauen durchschlagen will. Den Bruder verliert er allerdings recht schnell aus den Augen, nachdem sowjetische Soldaten an einem Fluss das Feuer auf die beiden Jungs eröffnen. Hans zieht mit anderen Kindern weiter, die ebenfalls nur knapp dem Tod entgangen waren.

Das Bedrohungsszenario setzt sich den ganzen Film über fort. Immerzu müssen die Kinder Angst vor den Rotarmisten haben. Verzweifelt schlagen sie sich durch und ernähren sich von Heuschrecken, Fröschen und allem, was die rohe Natur hergibt. Bis zuletzt wird der Zuschauer nicht aus dem Grauen entlassen, das die Kinder völlig unschuldig durchleiden müssen. Und doch gibt der Film laut Auskunft des Regisseurs nur eine Ahnung von dem, was damals passiert sei: Viele der Schicksale, von denen er in Gesprächen mit Überlebenden erfahren habe, seien so schlimm und ergreifend gewesen, dass es für die Kinoleinwand zu hart gewesen wäre, so Ostermann gegenüber der dpa. Aber auch so hat der 35-jährige Filmemacher ein eindrucksvolles cineastisches Denkmal für die “Wolfskinder” gesetzt, die lange Zeit von der Geschichtsschreibung nahezu vergessen waren.

“Zeit der Kannibalen” (93 Min.) von Johannes Naber

Von Susanne Franz

“Dunkle Komödie” liest man im Abspann von “Zeit der Kannibalen” – na, eher ist das eine tiefschwarze Komödie. Wie ein Kammerspiel inszeniert – zwischen den Szenen erscheint immer wieder ein schwarzer Screen, als ob der Vorhang gefallen sei -, schreitet die Story, getragen von hervorragenden Schauspielleistungen, gnadenlos voran bis zum bitteren Ende.

Öllers (Devid Striesow) und Niederländer (Sebastian Blomberg) sind zwei knallharte Berater, die um die Welt reisen und im Interesse ihrer Firma, ohne mit der Wimper zu zucken, Menschen und Unternehmen ins Unglück stürzen. Als ihr ehemaliger Kollege Hellinger zum Partner gemacht wird und dann Selbstmord begeht und ihnen Bianca (Katharina Schüttler) geschickt wird, beginnen die Dinge aus dem Ruder zu laufen…

Ferner laufen:

“Das merkwürdige Kätzchen” (72 Min.) von Ramon Zürcher: Tragikomödie über einen Familienbesuch in Berlin. / “Die Frau hinter der Wand” (95 Min.) von Grzegorz Muskala: Horrorfilm ab 16. Ein junger Student in Berlin gerät in einen Strudel aus Sex und Gewalt. / “Ummah – Unter Freunden” (108 Min.) von Cüneyt Kaya: Ein verdeckter Ermittler des verfassungsschutzes mit Burnout-Syndrom findet Freunde in einem Kreis muslimischer Männer. / “Zwischen Welten” (102 Min.) von Feo Aladag: Ein Bundeswehrsoldat in Afghanistan gerät wegen der Freundschaft zu einem afghanischen Übersetzer in einen Gewissenskonflikt. / “Die andere Heimat” (331 Min.) von Edgar Reitz: Leben in einem Bauerndorf Mitte des 19. Jahrhunderts. / Kurzfilmprogramm “Next Generation Short Tiger 2014”. / Dokumentarfilm “Art War” (84 Min.) von Marco Wilms über den arabischen Frühling. Sehr sehenswert! / Film für die ganze Familie “Die schwarzen Brüder” (103 Min.) von Xavier Koller über Kinder im 19. Jahrhundert, die von ihren armen Tessiner Familien als Kaminfeger nach Mailand verkauft werden – und dann rebellieren. / Stummfilm “Das Cabinet des Dr. Caligari” (1920) von Robert Wiene mit Livemusik von Marcelo Katz und “Mudos por el Celuloide”, mit Unterstützung des Goethe-Instituts Buenos Aires.

Foto:
Zeki Müller (Elyas M’Barek) verschafft sich in der gefürchteten 10B mit einem Paintball-Gewehr Respekt: Szene aus der rundum gelungenen Komödie “Fack ju Göhte”.

Spannender Thriller mit viel Romantik

14. Deutsches Kinofestival wurde mit Christian Alvarts “Banklady” eröffnet

Von Susanne Franz

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Das 14. “Festival de Cine Alemán” wurde am Donnerstagabend mit dem spannenden Thriller “Banklady” eröffnet. Regisseur Christian Alvart hat diese turbulente wahre Geschichte von Gisela Werler, der ersten Bankräuberin Deutschlands, gekonnt auf die Leinwand gebracht. Von Anfang bis Ende hält der Thriller den Zuschauer in Atem, und doch ist auch ein gehöriger Schuss Romantik dabei, denn die “Banklady” wurde aus Liebe zur Gangsterin.

Alvart ist der diesjährige Ehrengast des Filmfestivals. Der deutsche Regiestar hat internationale Erfolge vorzuweisen wie den Science-Fiction-Film “Pandorum” mit Dennis Quaid und den Horrorstreifen “Case 39” mit Renée Zellweger, aber deutsche Filmliebhaber bewundern ihn besonders als Tatort-Regisseur, der für die Folgen mit Til Schweiger verantwortlich ist – ab nächste Woche steht Alvart für den nächsten Til Schweiger-Tatort hinter der Kamera. Auch die gefeierten “Borowski”-Folgen “Der coole Hund” und “Der stille Gast” sind von Alvart.

Bei der Pressekonferenz am Dienstagvormittag merkte man Christian Alvart nicht an, dass er erst am Morgen bei Gewitter und Hagel am Flughafen angekommen war. Zunächst wurde der Film den zahlreich erschienenen argentinischen Kritikern vorgeführt, im Anschluss begrüßte Gustav Wilhelmi als German Films-Chef in Buenos Aires die Anwesenden und machte Geschmack auf die Festival-Filme, die bis zum 17. September zu sehen sein werden.

Michael Kratz, Kulturreferent der Deutschen Botschaft in Buenos Aires, hob besonders die Berlin-Filme hervor, während Uwe Mohr, der neue Direktor des Goethe-Instituts Buenos Aires, auf den Stummfilm mit Livemusik verwies, der wie jedes Jahr als Höhepunkt des Festivals mit Unterstützung des Kulturinstituts gezeigt wird. Der neue Goethe-Chef, der erst seit sieben Wochen in Argentinien ist, sagte, dass er sich im übrigen auch sehr auf die Filme freue, von denen er viele noch nicht kenne.

Dann war die Reihe an Christian Alvart. Im folgenden die Fragen verschiedener Kritiker an den Regisseur und Alvarts Antworten:

Frage: Haben die Recherchen zu dem Film sehr lange gedauert und ist der Fall der “Banklady” ein allgemein bekannter Fall in Deutschland?

Christian Alvart: “Ja, das hat tatsächlich ‘ne ganze Weile gedauert, allerdings nicht, weil sie so stark anerkannt ist, sondern im Gegenteil… Es gibt zwei Dokumentationen über diesen Fall, die die Hauptdarstellerin (Anm.d.Red.: Nadeshda Brennicke) gesehen hat und zu mir gebracht hat (…) und sie hat mich mit dieser realen Geschichte begeistert, weil ich mir vorher gar nicht vorstellen konnte, dass es bei uns so ‘ne Story gab. Wir kennen sozusagen die amerikanischen Vorbilder schon besser als die eigene Geschichte, und deswegen fand ich das sehr spannend, vor allem, weil auch die Zeit, in der das spielt (Anm.d.Red.: die 60er-Jahre), ein bisschen übersehen ist im deutschen Kino, also wir haben sehr viel, hm, sag ich mal, Zweiter-Weltkrieg-Geschichten – jetzt kam in letzter Zeit ein bisschen Erster Weltkrieg dazu -, dann sehr viel direkt danach (Anm. d.Red.: der Regisseur bezieht sich auf direkt nach den 60er-Jahren) mit der RAF, und genau dazwischen ist diese kleine übersehene Lücke, und das hat mich sehr interessiert.

Zu den Recherchen: Also wir haben uns die Original-Krimi-Akten angesehen, wir haben die Waffen gesehen, wir haben die Perücken gesehen, wir haben also sehr sehr sehr viel von dem Originalfall gesehen und auch alles original in den Film eingebaut.”

Frage: Wenn man das Bild der echten “Banklady” Gisela Werler im Abspann betrachtet, drängt sich die Frage auf, warum die Darstellerinnen solcher Figuren immer so viel besser aussehen als ihre Vorbilder.

alvartChristian Alvart: “Sie sieht nun mal so aus, wie sie aussieht (Anm.d.Red.: der Regisseur spricht von der Schauspielerin Nadeshda Brennicke). Wir haben ein bisschen versucht, sie “runterzurocken”, wie wir das genannt haben – ihr ‘nen schrägen Haarschnitt verpasst, ihr ‘ne Nasenprothese verpasst und so weiter – sie sieht normalerweise noch wesentlich schöner aus als in dem Film (Lacher im Saal). Hm, es ist so, die “Banklady” ist ja ‘ne Geschichte von einer Frau, die feststellt, dass sie plötzlich Glamour erlebt und so ein bisschen einen Hollywood-Traum lebt, also sie wird ja – in ihrer Phantasie und auch in der Phantasie der damaligen Massenmedien – so sehr überstilisiert und als sehr sexy empfunden. Deswegen ist es eigentlich eine Geschichte von zwei Frauen: einmal von der Gisela Werler und einmal von der “Banklady”. Und wir haben halt die “Banklady” besetzt und die Gisela Werler geschminkt. Wir hätten es auch andersherum machen können.”

Frage: War die “Banklady” wirklich die erste Bankräuberin Deutschlands und war das nicht ein ziemlich sexistisches Bild, das die Öffentlichkeit von ihr hatte?

Christian Alvart: “Also es ist schon so gewesen wie wir das im Film gezeigt haben. Es war wirklich historisch die erste Bankräuberin Deutschlands. Da es keine Fotos von ihr gab und keine Bilder, waren diese Karikaturen von ihr, die man auch im Film sieht, sozusagen der Vorstellungskraft der Karikaturisten geschuldet, und da war das ‘ne sehr sexy Bankräuberin. Und darum hat es sich auch gedreht dann im öffentlichen Diskurs. Aus heutiger Sicht ist das natürlich auch was sehr Sexistisches, dass wenn eine Frau so etwas macht, es plötzlich nur um ihre Beine geht und um ihre Outfits, und aus damaliger Sicht wurde sie tatsächlich bewundert für ihren Mut und ihren Glamour und ihren Style.

Es gibt ein Zitat von einem Polizisten aus einem Artikel aus der Zeit, bevor sie geschnappt wurde – der Polizeidirektor Hamburgs war es, glaube ich -, wo der sagte, er verstehe gar nicht, dass eine Frau eine Bank überfällt, ihr stehe doch der Weg der Prostitution offen, der wär‘ doch viel einfacher (schnaubt verächtlich). Und so war damals diese sehr herablassende Art, und ich glaube, da hat sie schon ein paar Mauern eingerissen, und dafür ist sie auch bewundert worden. Es gibt ganz viele natürlich, gerade die Leute, die sie überfallen hat – das sind ja rechtschaffene Menschen -, die sie auch ganz schlimm fanden.”

Frage: Ist das realistisch, wie die Polizei dieser Zeit dargestellt wird, und war es wirklich so einfach, eine Bank zu überfallen?

Christian Alvart: “Während die zwei Hauptfiguren bis ins kleinste Detail, sogar die genaue Wortwahl, die sich in den Polizeiakten findet, oder jeder Handgriff, den es auch in den Dokumentationen gibt, sehr sehr genau und sehr realistisch dargestellt wurden, ist bei der Polizei einfach die Sache, das waren natürlich viele Protagonisten, die diese Banklady gejagt haben, verteilt auf alle möglichen kleinen Ortschaften, und das hätte jetzt den Rahmen gesprengt, deswegen haben wir da fiktive Polizisten zusammengefasst. Es gibt diesen Chef, der von Heinz Hönig gespielt wird, der für die eine alte Schule steht, wie man Verbrecher dingfest macht – die gab‘s auch wirklich, diese Ansichten – , – der steht auch ein bisschen für den Polizeichef, den ich gerade zitiert habe -, und der Fischer steht halt für die neue Strömung der modernen Polizeiarbeit, die dann auch genau in der Zeit stattfand. Das heißt, am Anfang, als die die Banken überfallen haben, gab‘s noch nicht mal eine direkte Alarmverbindung zur Polizei, am Ende war das dann tatsächlich üblich.

Es sind sogenannte ‘composite characters‘, diese Charaktere bei der Polizei. (…) Die Polizisten sprechen auch in den Dokumentationen, und da kommt die Inspiration so ein bisschen her, es gab da einen Polizisten, der hat so begeistert von der Banklady gesprochen, da dachte ich, na, ob der nicht ein bisschen zu begeistert ist, und das war mein Haupteinfluss für den Kommissar Fischer.”

Frage: War es schwer, Originalmaterial aus der Zeit zu finden?

Christian Alvart: “Also das fühlt sich verdammt nah an, die Sechzigerjahre, aber wenn man sie sucht, sind sie schon ganz schön weit weg, und es war tatsächlich sehr schwierig, auch nur noch Architektur zu finden, wo man das spielen lassen kann – also Hamburg sieht heute nicht mehr so aus -, das heißt wir sind (…) in die Grenzregionen – wo früher die Grenze zwischen Ost und West verlief – in Orte gegangen, die noch nicht so totrenoviert sind – also für unseren Film und das, was wir gesucht haben -, und haben dann Hamburg dargestellt, ab und an haben wir auch Geld ausgegeben und Computer verwendet (lacht). Aber es war schon eine kleine Schatzsuche und wir haben tatsächlich, als wir den Film eingereicht haben und Förderer gesucht haben, schon so einen Fotoband mit Orten produziert, einfach um zu zeigen, dass das überhaupt noch geht, dass das darstellbar ist.

Bei den Zeitungen muss ich sagen, der Karikaturist, den man im Film sieht, der da zeichnet, dieser ältere Herr, das ist der, der die erste Zeichnung gemacht hat damals, vor 50 Jahren, und da waren wir sehr stolz, dass wir den noch gefunden haben, und dass er für uns wieder zum Stift gegriffen hat.

Was die Zeitungsartikel angeht, haben wir nicht uns die ganzen Rechte leisten können, das heißt, es ist eine Mischung aus echten Zeitungen, die mit uns zusammengearbeitet haben, und fiktiven Zeitungen, die dann so ähnlich heißen (lacht).

Bei den Waffen haben wir mit dem Polizeimuseum zusammengearbeitet, die hatten ‘ne Ausstellung zu dem Fall, und wir haben alle Waffen 1:1 nachgebaut.”

Frage: Ist “Banklady” schon in Deutschland in den Kinos gelaufen, war er auf Festivals? Wie war die Reaktion auf den Film?

Christian Alvart: “Also in Deutschland ist der Film schon gelaufen, wir haben auf Festivals wie zum Beispiel dem Filmfest Hamburg viele enthusiastische Reaktionen gehabt, wir haben auch ganz tolle Kritiken bekommen. Bei der ganz normalen Kinoauswertung ist er leider untergegangen, das muss man so sagen, also er ist nicht besonders gut gelaufen, und was internationale Festivals angeht, sind wir gerade auf der Reise, deswegen bin ich ja auch hier. Er läuft auf der ganzen Welt, ich denke mal, wir sind ungefähr in der Hälfte der Länder, wo er laufen wird. (…) Ich selber hab‘ leider dieses Jahr so viel gedreht, dass ich das erste Mal selber mit dem Film mitgereist bin, sonst war Nadeshda immer vor Ort.”

Frage: Hat die Kinoproduktion im Zuge der europäischen Krise auch in Deutschland gelitten?

Christian Alvart: “Ich hab‘ nicht den Eindruck, dass mehr oder weniger gedreht wird als in den Jahren zuvor. In Deutschland ist das immer schon sehr stark abhängig von Einzelpersonen gewesen: Sagen wir mal Bernd Eichinger, Til Schweiger oder jetzt Matthias Schweighöfer, wenn die ‘nen Film machen, dann ist das deutsche Kino groß, und wenn die ein Jahr Pause machen, dann ist es klein.” (Lacher im Saal)

Fotos von oben nach unten:

Auf der Pressekonferenz (v.l.): Michael Kratz, Kulturreferent der Deutschen Botschaft in Buenos Aires, Gustav Wilhelmi, German Films-Chef vor Ort, Uwe Mphr, Direktor des Goethe-Instituts Buenos Aires, Christian Alvart und seine Übersetzerin.

Christian Alvart amüsiert sich über eine Frage.
(Fotos: Festival de Cine Alemán)

Renn, Víctor, renn!

Neu im Kino: “7 cajas”, Thriller aus Paraguay

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Víctor (C. Franco), ein 17-jähriger Lastenträger, der auf Asuncións riesigem Großmarkt “Mercado 4” arbeitet, träumt einmal wieder in den Tag hinein. Wie immer stellt er sich vor, reich und berühmt zu sein – und verliert dadurch einen Kunden. Deshalb nimmt er einen ungewöhnlichen Job an: Er soll 7 Kisten, deren Inhalt er nicht kennt, über den Markt transportieren und dafür 100 Dollar kassieren – das ist für Víctor unvorstellbar viel Geld.

Auf dem Weg über den Markt beginnen sich seltsame Dinge zu ereignen. Víctor verliert das Handy, das er zusammen mit dem halben 100-Dollar-Schein von den Auftraggebern bekommen hat. Eine Kiste geht verloren. Die Polizei durchsucht den Markt, und andere Träger bieten Víctor an, die Fracht zu beschützen. Víctor und Liz (L. González), die ihn begleitet, merken zu spät, dass sie in ein Verbrechen verwickelt sind…

Der Thriller der paraguayischen Filmemacher Juan Carlos Maneglia und Tana Schémbori hat 2011 und 2012 auf verschiedenen Festivals weltweit viel Lob und beachtenswerte Preise eingeheimst.

“7 cajas“”- Paraguay 2012. 105 Min. Thriller ab 16. Spanisch. Regie: Juan Carlos Maneglia, Tana Schémbori. Mit Celso Franco, Lali González, Nelly Dávalos.

Foto:
Was ist bloß in diesen Kisten? Die Situation für Víctor wird immer brenzliger.

Von Kunst und Liebe

Neu im Kino: “La migliore offerta” von Giuseppe Tornatore

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Am heutigen Donnerstag, dem 10. Juli, läuft in den argentinischen Kinos der italienische Mystery-Thriller “La migliore offerta” von Giuseppe Tornatore an, in dem der Kunstexperte Virgil Oldman (Geoffrey Rush) einen mit bis zur Besessenheit engagierten Auktionator spielt.

Mit seinen exzentrischen Angewohnheiten hat er außer zu seinem langjährigen Freund Billy (Donald Sutherland) keinen intensiven Kontakt zu Menschen. Eine Beziehung zu einer Frau hatte er noch nie, sieht dies aber auch nicht als besonders wichtig an. An seinem 63. Geburtstag erhält Virgil den telefonischen Auftrag einer Frau (Sylvia Hoeks): Sie bittet ihn, den Verkauf einiger Kunstgegenstände aus ihrem Familienbesitz abzuwickeln. Als er in ihrer Villa eintrifft, um sich die Objekte anzusehen, erscheint die Dame allerdings nicht, und sie lässt sich auch nicht blicken, als er eine Inventarliste erstellt und den Transport und die Restaurierung der Kunstwerke in Auftrag gibt.

Mehr als einmal ist Virgil fest entschlossen, dem heillosen Durcheinander einfach den Rücken zu kehren. Doch fasziniert von der geheimnisvollen Frau, die offenbar noch nicht einmal der Verwalter des Hauses jemals zu Gesicht bekommen hat, beschließt er doch, weiterzumachen, und verfällt der Fremden nach und nach…

“La mejor oferta” (La migliore offerta) – Italien 2013. 131 Min. Drama/Romanze/Mystery-Thriller ab 13 Jahren. Italienisch mit spanischen Untertiteln. Buch und Regie: Giuseppe Tornatore. Musik: Ennio Morricone. Mit Geoffrey Rush, Jim Sturgess, Donald Sutherland, Liya Kebede, Sylvia Hoeks.

Foto:
Geoffrey Rush in “La migliore offerta” von Giuseppe Tornatore.