Auf den Spuren von “Kairós”

Theater-Bar sorgt für Abwechslung und sagt der Langeweile ade

Von Michaela Ehammer

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Vier Freunde und ein gemeinsames Ziel: Etwas Neues im Leben zu finden, das Spaß macht, das die Realität verändert, das glücklich macht und auch noch Geld bringt. So entstand “El Método Kairós”, die kultige Theater-Bar in Palermo.

“Die Idee war, nicht nur ein Theater, sondern auch eine angenehme Atmosphäre für ein gemütliches Beisammensein danach zu kreieren”, so die vier Betreiber Matias Puricelli, Francisco Ruiz Barlett, Gastón Segalini und Santiago Meiriño. Und so verwandelte sich die ehemalige Mechanikerwerkstatt innerhalb von fünf Monaten in ein zauberhaftes Theater, das Platz für 95 Personen bietet, mit einer hippen Bar. Hier wird für Abwechslung gesorgt, um in der Welt des Theaters dem Alltag und der Langeweile zu entfliehen.

Doch was steckt hinter dem Namen “Kairós”? „Wir wollten eine fiktive Person erfinden, um dem Ganzen eine Identität zu geben“, so Gastón Segalini, einer der Besitzer. Mit der Identität Kairós, was soviel wie “etwas jetzt machen” bedeutet, wolle man die Leere, die jedem einmal im Leben begegnet, ausfüllen.

Das Eröffnungsstück “Varieté Brutal” leitete im März 2014 die Theatersaison ein. Bisher gab es schon über 30 verschiedene Stücke, die ihre Zuschauer begeisterten. “Así de simple”, “La Amante de Bertolt B.”, “El Pájaro de Fuego” und “simondieu impro” sind nur einige der aktuellen Shows. Ein ganz besonderes Highlight war “Te quiero hasta la Luna”. Das Stück über die Freuden und Leiden der Liebe von der Jugend bis zum Erwachsenenalter, aus der Feder der beiden Betreiber Matias Puricelli und Francisco Ruiz Barlett, hat es von Buenos Aires über San Juan sogar bis über die Landesgrenzen hinaus, nämlich nach Mexiko, geschafft. Und seit Ende Dezember 2014 bzw. Anfang Januar wird es auch in Mar del Plata und in Córdoba gezeigt.

Theaterstücke gibt es täglich donnerstags, mit anschließender bühnenreifer Live-Musik – die Besitzer singen und musizieren gerne selber. Wo? El Salvador 4530, Palermo, Buenos Aires. Auf der Facebook-Seite der Theater-Bar erfahren Sie, wann die Spielzeit 2015 im Theater losgeht.

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Die Besitzer (v.l.) Matias Puricelli, Francisco Ruiz Barlett, Gastón Segalini und Santiago Meiriño sorgen täglich für eine super Stimmung.
(Foto: Vicky Médici)

Schrill, poetisch, tieftraurig

Falk Richters experimentelle Oper “Trust” im CETC

Von Susanne Franz

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“Und dann wurde alles immer langsamer, und alles war wie in Nebel gehüllt, und ich fühlte überhaupt nichts”* … Der deutsche Bühnenautor und unabhängige Regisseur Falk Richter beschreibt in seiner 2009 in der Schaubühne Berlin uraufgeführten experimentellen Oper “Trust” den Zustand nach einem Zusammenbruch – dem Zusammenbruch des kapitalistischen Systems und dem nach einer Trennung, die eine Liebesbeziehung beendet.

Bissig und voller verzweifeltem Humor, evoziert das Werk auch das post-apokalyptische Selbstbild eines Menschen, der sich für unangreifbar hält und der keine Konsequenzen aus dem eigenen Tun befürchtet, der nicht einmal Angst vor dem eigenen Tod hat.

Mit der Unterstützung des Goethe-Instituts Buenos Aires wurde das Werk Richters im Rahmen der “Bienal de Arte Joven” verwirklicht und war jetzt vom 11. bis 16. Dezember als argentinische Erstaufführung im “Centro de Experimentación” des Teatro Colón (CETC) zu sehen.

TrustDie Inszenierung lag in Händen von Pablo Maritano; Santiago Blaum hatte die nicht minder bedeutende musikalische Leitung inne; für die futuristische Bühnengestaltung und die gekonnt eingesetzten Multimedia-Effekte zeichnete Eugenio Szwarcer verantwortlich; Ollantay Rojas steuerte die exzellente Choreografie. Den live agierenden Musikern und Schauspielern/Sängern kann man nur allerhöchstes Lob aussprechen. Einziger Wermutstropfen im zweistündigen Werk war der Ton, es wurde oft einfach zu laut. Einige verließen vielleicht deshalb die Vorstellung am Sonntag früher. Dadurch entging ihnen ein grandioser Schlussmonolog von Walter Jakob, der Kai, die Hauptperson des Werkes, verkörperte.
(*Aus dem Spanischen “rückübersetzt”.)

Fotos von oben nach unten:
Eine Art gläserner Laufsteg diente als Bühne.

(von links stehend:) Cecilia Bassano, Alejandra Flores, Gonzalo Pastrana, Matías Pellegrini, Sofía Wilhelmi; (sitzend:) Walter Jakob; (von hinten:) Victoria Murray.
(Fotos: Máximo Parpagnoli/Teatro Colón)

Binden, Trennen. Kaufen, Verkaufen.

“Trust” von Falk Richter in Buenos Aires

trustIn “Trust” von Falk Richter werden die unsicher gewordenen Grundlagen und Mechanismen menschlicher Bindungen vor dem Hintergrund gegenwärtiger Krisen untersucht. Beziehungen entstehen und zerfallen in immer kürzeren Zeiträumen, sie werden zu einer Ressource im verschärften Wettbewerb. Binden, Trennen. Kaufen, Verkaufen. Befragt wird ein Menschenbild, das in den letzten Jahren die moderne Individualisierung radikal verschärft und Ungebundenheit als Ideal gefeiert hat.

Die Uraufführung von “Trust” fand 2009 unter der Regie und Choreografie von Falk Richter und Anouk van Dijk in der Schaubühne in Berlin statt. Das Stück wird bis heute in Deutschland sowie in anderen Ländern aufgeführt. Vom 11. bis zum 16. Dezember ist “Trust” in Buenos Aires im Centro de Experimentación des Teatro Colón (CETC) unter der Regie von Pablo Maritano und der musikalischen Leitung von Santiago Blaum zu sehen.

Falk Richter, geboren 1969 in Hamburg, studierte Schauspielregie an der Universität Hamburg und lieferte 1996 mit seiner Inszenierung “Silikon” von Gerardjan Rijnders ein “furioses Regie-Debüt” (Der Spiegel). Es folgten Inszenierungen eigener und anderer Stücke in Frankfurt, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, in der Schweiz, Holland, Österreich und den USA. Sein Stück “Gott ist ein DJ” wurde in 10 Sprachen übersetzt und wird seit seiner Uraufführung 1999 an zahlreichen Bühnen im In- und Ausland gespielt.

“Trust” ist eine Produktion des CETC, der “Bienal Arte Joven Buenos Aires” und des Goethe-Instituts Buenos Aires. Die Arten kosten 70 bzw. ermäßigt 35 Pesos.

Theater-Highlight des Jahres

Hamlet der “Shakespeare Globe Theatre Company” in Buenos Aires bejubelt

Von Susanne Franz

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Spielfreude, Wärme, Leidenschaft: Das brillante Ensemble des Shakespeare-Theaters “Globe Theatre” aus London versetzte am Samstag und Sonntag das Publikum im ausverkauften Casacuberta-Saal des San Martín-Theaters in ekstatische Stimmung. Als das hauptsächlich junge Publikum den Saal füllte, liefen und sprangen die Schauspieler auf der Bühne herum, spielten gut gelaunt Geige, Flöte und Bodhran, wanderten lächelnd und Akkordeon spielend durch die Gänge und ließen sich bereitwillig filmen oder saßen mit baumelnden Beinen am Bühnenrand und sprachen mit den Leuten in den ersten Reihen. “Geht’s Euch allen gut? Wie schön! Wir lassen übrigens nachher das Licht während der Vorstellung an, denn so war das auch zu Shakespeares Zeiten – der Dichter wollte, dass immer ein direkter Kontakt zwischen Publikum und Schauspielern bestand.”

Als es losging, kam die Ankündigung auf Spanisch: “Wir sind stolz, auf unserer Welttournee hier zu sein, in unserem 59. Land – in ARGENTINA!”, da tobte das Publikum schon wie bei einem Rockkonzert. Auch während des dreistündigen “Hamlets” gab es in den spaßigen Theater-im-Theater-Szenen ab und zu mal einen viel beklatschten Satz auf Spanisch.

Shakespeare wie zu Shakespeares Zeiten – deftig, komisch, tieftraurig, hoch dramatisch, volksnah – wie viele Gedanken und Studien müssen in diese Inszenierung eingeflossen sein. Belastet ist sie von all dem nicht, im Gegenteil, sie wird mühelos, mit allergrößter Leichtigkeit und einem unglaublichen Spaß am Schau-Spielen dargeboten. Hier sind wahre Künstler am Werk, sowohl auf der Bühne als auch im gesamten Team “im Hintergrund”.

Die weltumspannende Globe-to-Globe-Hamlet-Tour der “Shakespeare Globe Theatre Company” unter Dominic Dromgoole und Bill Buckhurst startete am 23. April 2014 in London anlässlich des 450. Geburtstages von William Shakespeare. Im Rahmen dieses nie dagewesenen Theaterprojekts sollen im Laufe von zwei Jahren möglichst alle Länder der Welt bereist werden. Das Ensemble ist per Schiff, in Nachtzügen, mit Geländewagen, auf Großseglern, per Bus oder Flugzeug unterwegs durch die fünf Kontinente.

Aufgeführt wird der “Hamlet” an den unterschiedlichsten Orten: in Theatersälen wie hier in Buenos Aires, an Stränden, auf Dorfplätzen oder in Palästen. Am 23. April 2016 – dem Jahr, in dem der 400. Todestag des Barden gefeiert wird -, soll die Welttour auf Schloss Kronborg in Helsingör in Dänemark enden – dem Schauplatz des Hamlet.

Für Buenos Aires und das Theater San Martín war der Globe-to-Globe-Hamlet das Theater-Highlight des Jahres, auf das man sich schon seit Monaten gefreut hatte. Im Publikum, das die drei Vorstellungen mit stehenden Ovationen feierte, herrschte Einigkeit, dass es die beste Hamlet-Inszenierung gewesen sei, die man je gesehen hatte. Selbst Eimuntas Nekrošius und Thomas Ostermeier, die 2001 bzw. 2011 interessante Hamlet-Inszenierungen nach Buenos Aires gebracht hatten, müssen sich da verneigen.

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Naeem Hayat spielte in der Sonntagnachmittagsvorstellung Prinz Hamlet.

Elsa Agras gestorben

Die Theaterregisseurin und Choreografin wurde 90 Jahre alt

Von Susanne Franz

elsa_agrasAm 9. August ist in Buenos Aires die als klassische Tänzerin und Clown ausgebildete Theaterregisseurin und Choreografin Elsa Agras gestorben. Sie wurde 90 Jahre alt. Einen Tag vor ihrem Tod hatte sie noch mit der im Jahr 2000 von ihr gegründeten Theatergruppe “Ballet 40/90” das neue Stück “Te lo bailo de taquito” im Teatro Empire uraufgeführt, bis kurz vorher hatte sie das Stück mit ihrer Truppe einstudiert.

Mit der Gruppe, in der auch ältere Frauen tanzen und Theater spielen, studierte Agras jedes Jahr ein neues Stück ein und führte dieses mit großem Erfolg von August bis Dezember zumeist in kleineren Vorstadt-Theatern auf. Die bewundernswerte kleine Dame mit dem schlohweißen Haar hielt bei den Proben eiserne Disziplin, bis jeder Schritt, jede Bewegung, jeder Gesichtsausdruck perfekt stimmte. Auf Elsa Agras und ihre Tanzgruppe wurde auch der Dokumentarfilmer Darío Doria aufmerksam: Ende 2011 erschien sein Film “Elsa y su ballet”.

(Foto: Mariano Ureta)

Ein Gott im Theater

Seit einer Woche ist der junge Journalist Tobias Zwior gerade mal in Buenos Aires – Diego Maradona zu treffen, kann er schon von seiner To-do-Liste streichen

maradona2Eigentlich wollte ich nur ins Theater gehen. Wollte mich kurzweilig unterhalten lassen von Dalma Maradona, der “Tochter Gottes”, wenn man dem Titel des Theaterstückes Glauben schenkt. Wollte wissen, wie man sich das Leben einer solchen Tochter vorstellen kann. Man kann schließlich über die Familie Maradona vieles sagen, aber nicht, dass sie keine Unterhaltung böte. Das Stück lief vergangenes Wochenende zum letzten Mal und ich sagte daher noch drei deutschen Freunden Bescheid, die es ebenfalls noch nicht gesehen hatten.

Zunächst wollten wir am Sonntag gehen, doch dann kam mir ein anderer Termin dazwischen. Danach stand der Freitag zur Debatte, den sagten meine Freunde jedoch in letzter Minute noch ab. Also blieb wohl oder übel nur noch der Samstag übrig. Typisch deutsch treffen wir uns eine Stunde vor Beginn des Stücks vor dem Theater, um die Karten an der Abendkasse zu kaufen. Es ist so früh, dass der Portier uns zunächst noch gar nicht ins Gebäude lassen will. Doch als wir nach rund einer Stunde Wartezeit und einem halben Liter Cola pro Person als erste den Theatersaal betreten, hat es sich gelohnt: Die erste Reihe ist noch frei. Denken wir.

Aber als wir näher kommen, leuchten uns schon die weißen “Reserviert”-Schilder entgegen. Zu einem meiner Freunde sage ich noch im Spaß “So dick kann der Diego doch nicht geworden sein, dass er gleich die ganze Reihe reservieren muss.” “Als ob der heute hier ist”, antwortet mein Freund. “Stimmt auch wieder.” Gut, so setzen wir uns eben in die dritte Reihe. Der Saal füllt sich zügig bis auf den letzten Platz. Kurz vor Beginn des Stücks wird es noch einmal für einige Sekunden stockdunkel, doch dann erscheint Dalma auf der Bühne. Erzählt die großen und kleinen Geschichten ihrer Kindheit und Jugend. Wie ihre Idole, die Backstreet-Boys, ein Autogramm ihres Vaters haben wollten. Wie sie zum 12. Geburtstag ein Auto geschenkt bekam. Wie sie bei Fidel Castro auf dem Schoß saß. Als sie das Video des Maradona-Tores gegen England 1986 auf der Leinwand zeigt, brechen im Saal spontane Jubelstürme aus.

Irgendwann, gegen Mitte des Stückes, fällt mir in der ersten Reihe ein Herr auf, der bei vielen von Dalmas Anekdoten besonders laut lacht und meistens als erster klatscht. Ab und zu ruft er auch etwas rein. Meinem Freund neben mir ist er auch aufgefallen. Wir schauen genauer hin. “Von hinten sieht der aus wie…”, flüstert mein Freund. “Das kann nicht sein”, entgegne ich. Aber auch ich muss zugeben, dass es tatsächlich derjenige sein könnte, wegen dem wir alle hier sitzen, als ich seine markanten Ohrringe sehe. Von diesem Moment an kann ich mich nicht mehr auf das Stück konzentrieren. Mag ja lustig sein, was Dalma und ihr kongenialer Bühnenpartner noch erzählen, aber ich will nur noch wissen, ob der Kerl dort vorne tatsächlich Diego Maradona ist, oder nicht. Meinen Freunden geht es genauso. Genau können wir es nicht erkennen. Zähes Warten. Dann, endlich, folgen Dalmas abschließende Worte: “…er ist nicht Gott. Er ist mein Papa. Und er ist heute Abend hier.”

Von einem Moment auf den nächsten verwandelt sich der ganze Saal in ein Tollhaus. Als dann tatsächlich Diego Maradona auf der Bühne erscheint, seine Tochter umarmt und kurz flüchtig ins Publikum winkt, hält es keinen mehr auf seinem Sitz, auch uns Deutsche nicht. Alle singen, klatschen und rufen immer wieder “Diego, Diego” und “Dios”. Es herrscht eine Stimmung, als hätte Argentinien gerade die WM-Finals von 1990 und 2014 doch noch gewonnen. Nach rund fünfzehn Sekunden Bühnenpräsenz verschwindet der Umjubelte dann schnell durch den Hinterausgang. Doch jetzt geht die Party erst richtig los.

Ein Großteil der Zuschauer rennt Richtung Ausgang, um “D10S” noch für ein Autogramm abzufangen. Selbst das Rentnerehepaar vor mir hat schon den schwarzen Filzstift gezückt. Und einer meiner Freunde kann sich nicht anders behelfen und ruft tatsächlich noch aus dem Theatersaal heraus seine Eltern in Deutschland an. Dass dort gerade vier Uhr nachts ist, geschenkt. Er: “Mama, ich bins.” Sie: “Ist was passiert?” Er: “Ja, ich habe gerade Diego Armando Maradona getroffen.” Sie (zugegeben für diese Uhrzeit sehr originell): “Wo, in der Disco?”. Er: “Nein, im Theater”. Sie: “Schön, dann lass mich jetzt weiterschlafen.” Recht hat sie. Einen Mann, dessen schöpferische (in diesem Fall: fußballerische) Glanzzeit fast 30 Jahre zurückliegt als Gott zu verehren, wo gibt’s denn sowas?, denke ich mir in einem ruhigen Moment. Doch die Antwort ist eigentlich klar: Überall dort, wo Diego Armando Maradona auftaucht, egal ob in Argentinien oder sonst wo auf der Welt. Gracias a Dios.

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Vater und Tochter: Diego und Dalma Maradona auf der Bühne.
(Foto: Tobias Zwior)

“La Hija de Dios”

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Dalma Maradona refleja acerca de su vida con su famoso padre

Por Marcus Christoph

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¿Cómo es ser la hija de Diego Maradona? Con mucho humor e ironía, la actriz Dalma Maradona intenta describir su vida marcada, desde su nacimiento en el año 1987, por la fama de su padre. „Hija de Dios“ – así se llama la nueva presentación de la obra que se puede ver hasta el 27 de julio en el Cultural San Martín (Sarmiento 1551).

Dalma describe episodios divertidos y particulares. Por ejemplo, relata una anécdota durante su adolescencia en un concierto del grupo estadounidense Backstreet Boys, cuyos miembros eran para la adolescente casi dioses. Tanto mayor fue la sorpresa de Dalma cuando el cantante Howie Dorough y los otros músicos pidieron permiso para fotografiarse con Diego Maradona. Para Dalma era casi increíble que para sus admirados ídolos tuviera tanto valor mostrarse al lado de su papá.

Esto es sólo un ejemplo de las muchas notables ocasiones que se plantean cuando uno tiene un padre que es admirado en todo el mundo como casi ningún otro futbolista. Un culto que es tan grande que hasta tiene en Argentina una iglesia propia en honor de Maradona: la iglesia maradoniana. Dalma cuenta una situación cuando alguien la nombró como „esperma de Dios“ y pidió permiso de tocarla.

También en el contexto de su formación como actriz Dalma tiene algunas anécdotas para contar. En un concurso duro logró conseguir un lugar en el renombrado Instituto Universitario de Arte. Cuando contó a su padre por teléfono de las grandes exigencias del lugar, el solamente preguntó desenfadadamente cuánto costaría comprar el Instituto.

La obra de teatro consiste principalmente en un monólogo de Dalma, al cual se suman comentarios ocasionales de su compañero Mariano Bicain. Se muestran varias imagenes de la vida de la familia Maradona y algunos videos privados. Por ejemplo cuando Diego quiere enseñar a su nieto Benjamín, el hijo de Giannina, la hermana menor de Dalma, patear la pelota de zurda como el abuelo. Se ve una grabación del niño de cinco años, cuya pierna derecha está atada a una mesa, mientras el está pateando la pelota con la pierna izquierda.

Aunque – como explicó Dalma en forma humorística – no siempre fue fácil crecer como „la hija de Dios“, su balance general termina siendo positivo. Así la obra finaliza con una confesión de amor a su („super“) padre.

Para concluir „Hija de Dios“ es un muy entretenido espectáculo, que puede verse los viernes y sábados a las 21 horas y los domingos a las 20 horas. La entrada cuesta 80 pesos los viernes y los sábados, los domingos sólo 60 pesos.

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Dalma Maradona en “Hija de Dios”.

“Die Tochter Gottes”

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Dalma Maradona reflektiert ihr Leben mit ihrem berühmten Vater

Von Marcus Christoph

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Wie ist es, Tochter von Diego Maradona zu sein? Mit viel Witz und Ironie unternimmt die Schauspielerin Dalma Maradona den Versuch, ihr Leben zu beschreiben, das seit ihrer Geburt im Jahre 1987 von der Berühmtheit ihres Vaters geprägt ist. “Hija de Dios”, zu Deutsch “Tochter Gottes” heißt die Neuauflage des etwa 80-minütigen Stückes, das noch bis zum 27. Juli im Cultural San Martín (Sarmiento 1551) zu sehen ist.

Dalma beschreibt dabei amüsante und skurrile Episoden. So berichtet sie aus ihrer Teenagerzeit von einem Konzert der US-amerikanischen Boygroup Backstreet Boys. Deren Mitglieder waren für das heranwachsende Mädchen geradezu Halbgötter. Umso größer war dann Dalmas Überraschung, als die Jungs um Sänger Howie Dorough darum baten, ob sie mit Diego Maradona zusammen fotografiert werden dürften. Für Dalma damals kaum zu glauben, dass die von ihr angehimmelten Idole so viel Wert darauf legten, an der Seite ihres Vaters stehen zu dürfen.

Dies ist nur ein Beispiel für die zahlreichen bemerkenswerten Begebenheiten, die sich ergeben, wenn man einen Vater hat, der weltweit verehrt wird wie kaum ein anderer Fußballer. Ein Kult, der sogar soweit geht, dass es in Argentinien eine Kirche zu Ehren Maradonas, die “Iglesia Maradoniana”, gibt. Dalma berichtet von einer Gelegenheit, als jemand sie als “Spermium Gottes” bezeichnete und sie bat, sie berühren zu dürfen.

Auch im Zusammenhang mit ihrem eigenen Werdegang als Schauspielerin weiß Dalma einige Anekdoten zum Besten zu geben. In einem harten Ausleseverfahren schaffte sie es, einen Platz im renommierten Instituto Universitario de Arte zu ergattern. Als sie ihrem Vater per Telefon von den hohen Anforderungen der Ausbildungsstätte berichtete, fragte der nur nonchalant, wie viel es denn kosten würde, das Institut zu kaufen.

Das Theaterstück besteht vor allem aus Monologen Dalmas, die durch gelegentliche Einwürfe ihres Partners Mariano Bicain ergänzt werden. Gezeigt werden zahlreiche Bilder aus dem Leben der Familie Maradona sowie einige Videoeinspielungen. Beispielsweise, wie Diego seinem Enkel Benjamín, dem Sohn von Dalmas jüngerer Schwester Giannina, beibringen will, wie der Opa mit Links zu schießen. Zu sehen ist eine Aufnahme des Fünfjährigen, dessen rechtes Bein an einem Tisch festgebunden ist, während er mit dem linken Fuß nach dem Ball tritt.

Auch wenn es – wie von Dalma auf humorvolle Weise dargelegt – nicht immer leicht gewesen sein mag, als “Tochter Gottes” aufzuwachsen, fällt ihr Gesamtfazit doch positiv aus. So endet das Stück mit einem Liebesbekenntnis zu ihrem (Über-)Vater.

Unter dem Strich ist “Hija de Dios” ein kurzweiliges Feuerwerk an Anekdoten, das freitags und samstags um 21 Uhr sowie sonntags um 20 Uhr beginnt. Der Eintritt beträgt an den beiden erstgenannten Tagen 80 Pesos. Sonntags kostet das Ticket nur 60 Pesos.

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Dalma Maradona in “Hija de Dios”.

Der Hang zur Selbstzerstörung

“Die Nashörner” von Ionesco polterten über die Corrientes

Von Philipp Boos

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Vergangenes Wochenende gastierte das französische “Théâtre de la Ville” im Martín Coronado-Saal des San Martín-Theaters. Unter der Direktion des hoch dekorierten Theatermachers Emmanuel Demarcy-Mota wurde “Die Nashörner” vom französisch-rumänischen Dramatiker Eugène Ionesco (1909-1994), aus dem Jahre 1957, einmal am Samstag und zwei Mal am Sonntag aufgeführt. Auch die letzte Vorstellung sollte bis auf den letzten Platz gefüllt sein. Als kleine Randnotiz: Am 31. Oktober 1959 wurde der Klassiker im Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt. Bisher gastierte die Truppe um Emmanuel Demarcy-Mota in London, Moskau, New York und Santiago de Chile.

Die Erzählung Ionescos, welche die zunehmende Gleichschaltung einer Gesellschaft beschreibt und so Kritik an menschlicher Ignoranz und autoritärer Politik übt, konnte das Land zu keinem “besseren” Zeitpunkt treffen. Die Entwertung des Pesos ist nicht aufzuhalten, für Elektrogeräte und Luxusgüter gab es zeitweilig keine Preise mehr, doch auf der Avenida Corrientes schieben sich noch am selben Tag die Menschenmassen vor den Leuchtreklamen und stehen vor den Theater- und Kinokassen Schlange. So als wäre nichts passiert, während es unter der Oberfläche brodelt. Angesichts aktueller Entwicklungen war ein Besuch im San Martín jedoch durchaus naheliegend.

Der lebensfrohe und empfindsame Behringer, der großartig von Serge Maggiani gespielt wird, muss beobachten, wie sich sein Freund Hans, ebenso gut dargestellt von Hugues Quester, und weitere ihm nahestehende Menschen, in Nashörner verwandeln. So wie es Ionesco selbst in den 1930er Jahren in Rumänien erlebt haben muss, als sich sein Umfeld, einschließlich engster Familienangehöriger, zunehmend zum Faschismus bekannte.

Aber diese Verwandlung soll nicht nur im Kontext von Diktaturen verstanden werden, der sich Menschen blindlings anschließen. Sie ist nach Ionesco gewissermaßen selbstverschuldet und scheint in der Natur des Menschen zu liegen. Und genau hierin liegt die fortwährende Aktualität der “Nashörner” begründet. Der Mensch wird zum “Nashorn” ohne jegliche äußere Einflüsse, aus Feigheit und Faulheit, die kollektive Gleichschaltung aus Behaglichkeit und Ignoranz also. Ein dem Menschen innewohnender Hang zur Selbstzerstörung, weil er sich selbst verkennt.

In einem sparsam und effizienten Bühnenbild, mit an ein Musical anmutenden Choreografien – wie die Büroszene im zweiten Akt – und getragen von hervorragenden darstellerischen Leistungen aller Beteiligten, schält Emmanuel Demarcy-Mota die Essenzen von Ionescos Stück heraus. Behringer, eingangs als trinkender Nichtsnutz vorgestellt, wandelt sich vor dem Auge des Betrachters zum Verfechter der Menschheit. Seine Andersartigkeit und Immunität gegenüber der Gleichschaltung wird vor allem durch die für die ihn obligatorische Verantwortung für seine Mitmenschen begründet. Aber auch und vor allem darin, das Menschsein zu akzeptieren, und nicht stets mehr sein zu wollen. Die Verwandlung seines Freundes Hans, dessen Ideale sich durch widersprüchliches Verhalten als Worthülsen entpuppen, stellte einen von vielen Höhepunkten der schauspielerischen Leistung des “Théâtre de la Ville” am vergangenen Wochenende dar.

Fluch oder Segen, gewiss wird Ionescos Erzählung auch weiterhin nichts an seiner Aktualität verlieren und die Menschen weiterhin in Scharen ins Theater locken.

Gastspiel aus Frankreich

Ionescos “Nashörner” im Teatro San Martín

Von Susanne Franz

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Es wurde bereits in London, Moskau, Barcelona, New York und Santiago de Chile gezeigt: Nun beginnt das Teatro San Martín (Av. Corrientes 1530) seine Spielzeit 2014 fulminant mit “Rhinocéros” der Pariser Theatergruppe “Ensemble Artistique Théâtre de la Ville”. Am morgigen Samstag um 21 Uhr und am Sonntag um 17 und 21 Uhr bringen die Franzosen Eugène Ionescos berühmtes Werk auf die Bühne des Martín Coronado-Saals, übertitelt mit der spanischen Übersetzung von Daniel Zamorano.

Inszeniert wurde das absurde Theaterstück aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts vom hochdekorierten französischen Theatermacher Emmanuel Demarcy-Mota. Die Truppe setzt sich aus Charles Roger Bour, Jauris Casanova, Valérie Dashwood, Philippe Demarle, Sandra Faure, Gaëlle Guillou, Sarah Karbasnikoff, Stéphane Krähenbühl, Serge Maggiani, Gérald Maillet, Walter N’Gguyen, Hugues Quester und Pascal Vuillemot zusammen. Regieassistenz leistete Christophe Lemaire, für den Ton ist Jefferson Lembeye verantwortlich, die Kostüme stammen von Corinne Baudelot, Bühnenbild und Lichtdesign von Yves Collet.

Das Stück dauert 120 Minuten; der Eintritt kostet 140 bzw. 100 Pesos. Weitere Informationen erhält man auf der Webseite des Theaters
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Ein Live-Poesiealbum

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wir / nosotros / vi – Eine Tanz-Performance, in der sich autobiografische Fragmente zu einer kollektiven Erzählung verdichten

wir11Ab dem 23.11.2013 wird im Teatro El Extranjero “wir / nosotros / vi”, eine Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Choreographen und Tänzer Hermann Heisig, der argentinischen Schauspielerin, Performerin und Regisseurin Marina Quesada und der dänischen Regisseurin Anne Zacho Søgaard gezeigt. Im Anschluss an die Präsentationen in Berlin und Kopenhagen wird die Performance im Rahmen von vier Vorstellungen in Buenos Aires vorgestellt. Premiere ist am 23. November um 23 Uhr. Weitere Vorstellungen sind am 29. und 30. November um 21 Uhr und am 1. Dezember um 19 Uhr im Teatro El Extranjero (Valentín Gómez 3378, Buenos Aires, Tel.: 4862-7400).

Die drei Künstler aus Argentinien, Dänemark und Deutschland lassen die Unterschiede zwischen Theatergenres, nationalen Identitäten und privater Selbstdarstellung, die als Parameter unser Leben mitbestimmen, sichtbar werden.

Persönliche, teils banale biografische Details werden mit Rollen, die die Darsteller im Theater, in der Werbung oder im täglichen Leben als Schülersprecher, Ministrant, Parteimitglied, Chorsänger oder Darsteller einer Kinderwerbung gespielt haben, kontrastiert – welche Rolle spielt dabei der Körper als Instrument, als Markenzeichen, als Ort, in dem unsere Geschichte Spuren hinterlässt? Welche Bedeutung hat er dabei als Projektionsfläche unserer Vorstellungen und Wünsche? Die drei Darsteller machen die Mechanismen von Repräsentation und deren Widersprüche sichtbar. Wenn wir “Repräsentation” mit “für etwas stehen” übersetzen: Für was stehen wir?

Die Produktion von Hermann Heisig, Marina Quesada und Anne Zacho Søgaard wurde in Koproduktion mit Cafetatret Kopenhagen und SOPHIENSÆLE erarbeitet und aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten, dem Instituto Prodanza und dem Danske Sceneinstruktorer gefördert. Unterstützung erfuhr das Projekt von “IUNA-Movimiento”, dem Goethe-Institut, wiesen55 e.V., den argentinischen Botschaften Berlin und Kopenhagen, der dänischen Botschaft in Argentinien und dem Teatro El Extranjero.

  • Konzept, Regie, Performance: Hermann Heisig, Marina Quesada, Anne Zacho Søgaard
  • Dramaturgie: Anna K. Becker
  • Lichtdesign: Sandra Blatterer
  • Licht in Buenos Aires: Adrian Grimozzi
  • Produktionsleitung: Susanne Ogan, Mónica Grasselli